Nanne Meyer, 1953 in Hamburg geboren, gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlerinnen. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Mehrere Stipendien und Auszeichnungen führten sie immer wieder ins europäische Ausland sowie in die USA.
Nanne Meyer hat seit 1994 eine Professur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und lebt und arbeitet in Berlin. 2013 erhielt sie den Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für ihr Lebenswerk.

„Zeichnen ist für mich eine Form des Denkens und des Erforschens, eine Reise auf dem Papier, bei der man nie weiß, wohin sie führt“, so beschreibt die Künstlerin jenes Medium, das sie in ihrem Lebenswerk perfektionierte.
In ihren Linienspielen umschreibt sie Dinge, Gegenstände und Geschichten ihrer unmittelbaren Umgebung. Dabei tritt der Vorwand, der konkrete Gegenstand ihres Gegenübers, weitestgehend zurück und die Linie entfaltet beim Betrachter ein ganz eigenes, bisweilen sich vollständig vom Gegenständlichen lösendes, Assoziationsfeld. Ihre Linien sind gleichzeitig Metapher für die Zeit, für den Fluss der Sekunden und Minuten steht der Fluss der Linie, die sich frei auf dem Blatt entfaltet. Diese Linie wird im Nachlesen erfasst, so wie wir gewohnt sind Bücher zu lesen und die Schrift sich zu Buchstaben und Inhalten zusammenfügt.
Die Zeichnung wird bei Nanne Meyer zum Ereignis, dass sich im Kopf des Betrachters fortsetzt und entwickelt.
Nanne Meyers Zeichnungen sind poetische Netzwerke zwischen Linien und Flächen und für die Künstlerin ist dies nach wie vor ein großes experimentelles Ereignis.

Eine Reise von Budapest nach München, 2015

Mit Pavel Wolberg (geboren 1966 in Leningrad, 2015 Stipendiat der Kunststiftung NRW und Bronner Residency für Visuelle Kunst) zeigen wir die Arbeiten eines Künstlers, den wir bereits 2002 in einer Gruppenausstellung präsentierten.
Im Jahr 2015 entstand die Fotoreihe des israelischen Künstlers auf der Fahrt von Budapest nach München. Pavel Wolberg stellt uns Menschen eindringlich vor Augen, die aus lebensbedrohenden Situationen geflohen sind und sich auf der Bahnfahrt zur erhofften Rettung und Sicherheit befinden. Manche der Bilder verstören, lösen in Deutschland und Osteuropa Assoziationen zu historischen Fotografien aus, wie wir sie aus der Judenverfolgung und -deportation des Nationalsozialismus kennen. Sie verwischen die Grenze zwischen Geschichte und Gegenwart.
Viele Bilder erzählen detailreich Stationen und Ereignisse dieser Reise, andere sind abstrahierte Momentaufnahmen, lassen sich als melancholische Impressionen betrachten.
Die Reisefotografien werden ergänzt durch eine Fotografie aus der Museumssammlung, Be’er Sheva Market von 2012 (Beduinenmarkt in der Stadt Be‘er Sheva in der Negevwüste) und einer Leihgabe aus Privatbesitz, Abkhazia (Abchasien) von 2015.

Die in Offenbach am Main lebende Künstlerin Ulrike von der Osten installierte 2014 in unseren Dachgeschoßräumen die Ausstellung Minne und Pass.
In der Ausstellung thematisiert die Künstlerin mit einem Augenzwinkern unseren Umgang mit den Idealen, das Streben nach dem ewig Anderen, das immer das Bessere, das Optimum sucht und, da es in der Realität nicht zu erreichen ist, schließlich scheitern muss .
„Pass“ zeigt in einer Videoprojektion auf Nesselkleider die Begegnung der Künstlerin mit der Stadt Goch und den hier lebenden Menschen, außerdem Malerei und Zeichnung in einer Inszenierung, die das Museum als einen besonderen Ort der Wahrnehmung von Wahrnehmung zitiert.

Weitere Infos: http://ulrike-von-der-osten.de

Ansgar Skiba ist Maler und Zeichner und er ist in beiden Techniken gleichermaßen zu Hause. Sein Thema ist, hier wie da die Natur, in die es den 1959 in Dresden geboren Künstler immer wieder zieht.Während sich seine Gemälde durch einen virtuosen und farblich ausgeprägten Charakter ausweisen, bezeichnete er die Ausstellung seiner 2013-2014 im Museum Goch gezeigten Papierarbeiten mit dem Titel  „Versunkenheit“.

In diesen Zeichnungen, die im Freien vor und in der Natur entstehen, versinkt der Künstler in seinen Motiven, Landschaften, Wolkenformationen, meist menschenleer, still und einsam. Den Landschaften Skibas wohnt eine stille romantische Sicht inne. Die mit dem Tuschestift gezeichneten Motive leben aus einem dichten, rhythmisch geführten Strich mit Partien der Leere wie der Verdichtung.
Virtuos entstehen auch auf kleinen Formaten Landschaften, deren typischen Charakter Skiba versteht einzufangen, ohne sich zu sehr in Gegenständlichkeiten zu verlieren.
Von besonderer Qualität sind seine Silberstiftzeichnungen, für die er eine sehr alte Technik, die vor allem in der Renaissance eine Hochblüte erlebte, wieder belebte. Diese auf Holzplatten aufgetragenen Arbeiten sind voller Zartheit und Feinheit im Strich.
In der Ausstellung fügt der Künstler einige wenige seiner „Nachtstücke“ hinzu. Gemälde, die wie auch die Zeichnungen pleinair entstanden sind. Hier verbindet sich seine Malerei, mit der er bisweilen bis an die Grenze des farblich möglichen geht, mit den Zeichnungen in der Natur. Sie sind der Blick in die Weite, bleiben dennoch intim und sind geprägt von einer melancholisch-heiteren Stille.
Der Blick in die Natur und das sich in die Motive Verlierende hat, dies zeigt die Ausstellung, hat nichts an Aktualität verloren. Die Zeichnung als eine der direktesten künstlerischen Medien lebt aus einer unvergleichbaren Spannung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Bei Skiba lässt sich dies besonders schön sehen. Die einzelne Linie, der kleinste Strich ist für sich eine abstrakte Form. Sie erzählt von sich, einer besonderen Stimmung, vor allem aber vom Künstler, seinem Temperament. Erst im Gefüge und Kontext weiterer Strichformen bildet sich für den Betrachter das Motiv, baut sich eine Realität auf.
Dieses Faszinierende der Zeichnung wird in der Ausstellung mit Werken von Ansgar Skiba einmal mehr visuell erlebbar.

Micha Laury wird 1946 in einem israelischen Kibbuz geboren. Mit 21 Jahren beginnt seine Suche nach kreativ-künstlerischen Ausdrucksformen als Äquivalenz persönlicher Erfahrungswelten. Diese sind wesentlich durch seinen Militäreinsatz geprägt. Er beginnt mit eigenen künstlerischen Arbeiten und einer autodidaktischen Ausbildung. Kunst begreift Laury seit dem als eine Möglichkeit das eigene Leben zu reflektieren und zu begreifen.
Laury lebt in Tel Aviv und muss 1973 erneut Militärdienst leisten. Nach einer Verwundung übersiedelt er 1974 nach Paris, wo er bis heute lebt und arbeitet.1980 erhält er den Sanberg-Preis des Israel Museums Tel Aviv.
Nach Ausstellungen in Israel und Frankreich ist diese in Bochum und Goch konzipierte Ausstellung die erste umfangreiche Museumspräsentation in Deutschland.
Micha Laury stellt sich für uns als eine noch zu entdeckende Position innerhalb der Gegenwartskunst dar, die es zu entdecken gilt.
Die Zeichnungen Micha Laury beginnen in den späten 60er Jahren. Die eigene Militärzeit sowie ein insgesamt stark militärisch geprägtes Klima prägen Laurys erste künstlerische Versuche.
In seinen Zeichnungen ist der Künstler auf der Suche nach mächtigen Bildzeichen angesichts einer stark prägenden politischen und gesellschaftlichen Situation. Laury spielt hier sowohl die gegenständliche wie auch ungegenständliche Klaviatur.
In vielen der Blätter finden wir Gesten der Hilflosigkeit und Ambivalenz. Hinter der Zeichenhaftigkeit verbirgt sich nicht selten eine politische, spirituelle oder erotische Botschaft.
Die Zeichnungen und Aquarelle atmen einen sehr zarten und sensiblen Charakter und zeichnen sich durch ihre starke Sinnlichkeit und Emotionalität aus. Der menschliche Körper findet sich immer wieder im Zentrum dieser Blätter. Er ist der Ausgangspunkt für Gesten und Zeichen und lässt eine zweite Erfahrungs- und Interpretationsebene der Arbeiten erkennen. So sind gerade diese gegenständlichen Blätter ein wesentlicher Hinweis für die zeitgleichen abstrakten Aquarelle und Zeichnungen.
Laurys Sinnlichkeit bei gleichzeitiger kompositorischer Sicherheit und Qualität rückt ihn in die Nähe der Zeichnungen und Aquarellen von Joseph Beuys.
Wie er sucht auch Laury nach sichtbaren Zeichen für seine sinnliche und emotionale Gegenwärtigkeit. Sein erstes Studio auf dem Gelände des Kibbuz verstand er denn auch als eine Art Speicher für seine Erfahrungswirklichkeit. Seine Kunst, seine Zeichnungen und Aquarelle bilden gleichsam einen Schutzraum, in dem der Künstler in Einsamkeit überlebte. In vielen Aquarellen wird uns dies gegenwärtig.
Ein Thema das seit 1969 das Schaffen des israelisch-französischen Künstlers berührt ist das menschlichen Gehirn, jenes Zentrum für alles menschliche Tun und Denken. In einem für Tel Aviv geplanten Brain Laboratory geht Laury gemeinsam mit Hirnforschern der Frage nach der Komplexibilität des Gehirns nach und sucht adäquate künstlerische Äquivalenzen für deren Forschungen.
So steht Micha Laurys Arbeit immer als existentielle Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und den Lebensbedingungen, seiner eigenen wie der seiner Umwelt. Kunst als Möglichkeit sich selbst zu reflektieren, sich und seine Lebenssituation zu spiegeln, zu verstehen und zu bewältigen, dies deutet auf ein Grundverständnis hin, das Laurys Generation zutiefst eigen ist.

Der Frankfurter Fotograf Peter Loewy zeichnet sich in seiner Fotografie durch einen höchst sensiblen und eher stillen und leisen Zugang zu den Dingen aus, denen er sich nähert. Es sind meist Werkgruppen, in die sich sein Werk einteilen lässt, Bildserien wie etwa die Dokumentation des Frankfurter IG Farben Hochhauses oder die „private collection“ bei der Loewy die Ateliers von ihm geschätzten Künstlerinnen und Künstler porträtiert.

In der in Goch erstmals präsentierten Werkgruppe wählte Peter Loewy 150 Fotos aus seinem Handymagazin aus und stellt sie in die Öffentlichkeit des Museums. Wie verändert sich unser Blick, unsere Wahrnehmung, wie ordnet sich die Handyfotografie in die Geschichte der Fotografie ein, diese und weitere Fragen stellen wir in dieser Ausstellung zur Diskussion.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog im Pagina Verlag mit einem Beitrag von Christiane Kuhlmann. Das Buch umfasst 150 Fotografien sowie die Texte in deutscher und englischer Sprache.

Die erste Ausstellung mit Werken von Peter Loewy war vom 26.2. bis 12.6.2010 im Museum Goch zu sehen.

Die Zeichnerin Katharina Hinsberg wurde 1967 in Karlsruhe geboren. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie zunächst an der Akademie der Bildenden Künste in München (1989/1990) und anschließend an der Hochschule der Bildende Künste Dresden (1990-1993). Es schloss sich schließlich ein Studium an der Ecole des Beaux Arts in Bordeaux (1993-1995) an.
Seit 2011 ist die Künstlerin Professorin für konzeptuelle Malerei an der Hochschule der Künste Saar. Sie lebt und arbeitet auf dem Museumsgelände Raketenstation Hombroich bei Neuss. 2013 erhielt sie den Förderpreis des Künstlerinnenpreises Nordrhein-Westfalen.

In ihrem Werk erweitert Katharina Hinsberg kontinuierlich den Werkbegriff der Zeichnung.
Zeichnen kann wie Regnen beginnen, manchmal mit dem Klopfen eines Stiftes auf Papier. Dann gibt es das Prasseln mit Fingernägeln und -kuppen oder -kappen, Kappen mit Graphitminen als Krallen, Krallen, die man dann kappen kann, abschneiden, oder einschneiden“, so Hinsberg.
Die Gegenständlichkeit ist nicht das Anliegen der Künstlerin, vielmehr steht die Linie selbst im Fokus ihrer Studien: „Mag ich vom Anschaulichen absehen, sind es Markierungen oder Grenzen, die etwas Weites, Vages wahrnehmbar verzeichnen. Ein Blatt Papier ist an unzähligen Stellen berührbar, verletzbar auch. Der Stift markiert nur Orte, und unterscheidet sie, das Unentschiedene bleibt unbestimmt.

Für ihre Arbeit im Museum Goch entstand in diesem Sommer in Rom eine Werkgruppe, die nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Dabei handelt es sich um Schnitte in Papier durch die die Künstlerin Gitterstrukturen erzeugt. Je nach Intensität und Quantität entstehen Fehlstellen, Löcher und Verletzungen des Papiers, die als Negativform wiederum als Ornament sichtbar werden. „Wie lange lässt sich ein Motiv noch erkennen? Wann wird die Gestalt unmotiviert (Beliebig)?“, diesen Fragen geht Katharina Hinsberg in diesen Blättern nach, die in ihrer Fragilität unsere Wahrnehmung aufs Äußerste herausfordern.

Jon Moscow, 1969 in Cleethorpes, England geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf.
In seinen surrealen Raumwelten erschafft er höchst spannende, gleichsam aber auch divergente Bildwelten. Seine Installationen sind allumfassend, beziehen sich aufeinander und doch bleibt jede einzelne Arbeit autonom.

In der Arbeit für das Museum Goch, die im Winter 2013 für das Museum geschaffen hat, befinden wir uns im Dschungel der Datenströme. Wir bewegen uns auf dem vollständig mit der Londoner Financial Times ausgelegten Fußboden. Auch die Fenster sind mit den Bögen des internationalen Handelsblattes bedeckt. Kein Sonnenlicht, das nicht durch Börsenkurse gefiltert wurde, erreicht den Ausstellungsraum. Im Innern wird dieses Motiv dann aber durch zahlreiche weitere Zutaten radikal gebrochen. Für den Künstler sind dies alles „Zutaten für ein zeitgenössisches mythisches Gericht“, mit denen er die Imagination in hohem Maße herausfordert.

Jon Moscow fügt Dinge zusammen die in unserem allgemeinen Verständnis nicht zusammen gehören und doch scheint uns jedes einzelne Objekt vertraut. Erst mit der Summe des Ganzen, entwirft er ein Szenario, das den Besucher zunächst verwirrt. Doch bei einem genauen Blick erschließt sich dem Betrachter Schritt für Schritt seine künstlerische Welt. Viele Skulpturen erzählen eine Geschichte. Sie beziehen sich auf das Hier und Jetzt und stellen so auch einen Spiegel unserer gegenwärtigen Welt dar.

Ebenso  erzählen auch seine Videoarbeiten, die in die Ausstellung integriert sind Geschichten, die als Metapher für unsere hektische und schnelllebige Welt verstanden werden können. Dabei spielt das Flüchtige und Momenthafte eine große Rolle. Der Zufall ist ein willkommener Gehilfe und doch sind seine gesamten Arbeiten ob Installation, Skulptur oder Video akribisch geplant und zusammengestellt.

Jon Moscow belässt es nicht dabei, uns einen beliebigen Moment unserer Wirklichkeit vor Augen zu führen, vielmehr wählt er Schlüsselmomente aus, die wir im Spiegel der Kunst betrachten. Um einen dieser Momente zu intensivieren bedient er sich auch der Performance. Aus diesem Grund wird der Künstler auch die Ausstellung im Museum Goch mit einer Performance eröffnen und uns einen Weg aufzeigen, wie wir uns mit einer radikalen Aktion aus dem uns alltäglichen umgebenden Datendschungel befreien können.
Jon Moscow schafft mit seinen Installationen eine Metapher für unsere äußerst differenzierte und ambivalente Wirklichkeit und die immer kompliziertere Realität, in der wir uns tagtäglich bewegen zu verstehen. Der Tranquilizer, das Beruhigungsmittel, hilft uns zurecht zu finden.
Die Kunst selbst wird zur Droge, wirkt bewusstseinserweiternd und hilft eine komplizierte und vielschichtige Wirklichkeit zu spiegeln.

Erstmalig wurde eine aktuelle außereuropäische künstlerische Position im Museum Goch präsentiert. Mit René Francisco hatten wir einen kubanischen Künstler zu Gast, der seine Stellung zwischen lateinamerikanischer Tradition und europäischen Strömungen bereits auf der Biennale in Venedig 1999 beeindruckend dokumentierte. Die Auseinandersetzung mit der jungen lateinamerikanischen Kunst ist seit einigen Jahren ein bestimmendes Thema in der Kunstszene. René Francisco hat in diesem Umfeld seine ganz eigene spannende Position und gestaltete neben Leinwandarbeiten auch eine für Goch konzipierte Installation. Seine Materialien findet der Künstler in unserer Alltagswelt. Durch seinen Eingriff werden handelsübliche Tuben zu raumfüllenden und freischwebenden Netzwerken, zu griechisch-römischen Figuren im klassischen Kontrapost oder auch zum sterbenden Christus am Kreuz, wie in der Arbeit „Artista Melodramatico“.

Die Ausstellung wurde durch das Auswärtige Amt sowie durch das Land NRW gefördert.

Katalog:
René Fransico, TUBOSUTRA, 56 S., m. zahlr. farb. Abb., Hrsg.: Steffen Fischer, Museum Goch, 2001, 12,50 €
ISBN: 3-926245-53-0

Farbfelder, gitterartig verwoben, schweben an der Wand, ziehen sich über Säulen, Stufen und Winkel, wandeln immer wieder ihre Bewegungsrichtung und scheinen zu „atmen“; transparente Planen wölben sich langsam an der Decke wie eine Haut aus warmem Licht; Wasserspiegelungen, in denen sich Farbschlieren auflösen, weichen die festgefügten Strukturen der Wände auf.
Schirin Kretschmanns magische Raumprojektionen fügen sich behutsam in die Architektur ein und verändern das Erleben des Raumes doch fundamental. Ecken und Vorsprünge  geraten ins Fließen, während flache Wände plötzlich neue, körperliche Dimensionen erhalten.

In ihren Interventionen folgt Kretschmann einem lichtmalerischen, poetischen Ansatz in der Tradition der großen Licht-Raum-Experimente der Moderne, eines László Moholy-Nagy und Otto Piene ebenso wie der raumbezogenen, installativen Malerei der sechziger Jahre bis heute. Synästhetische und multimediale Phänomene, in denen sich Einflüsse des Films, der Musik, aber auch der Psychologie auf abstrakte Malerei miteinander verschränken, bestimmen auf vielfältige Weise das Werk der 1980 in Karlsruhe geborenen Künstlerin.

Zugleich befragt es auf einzigartige Weise unsere geläufige Wahrnehmung von Ort und Zeit – und erneuert damit eindrucksvoll auch die Frage nach dem heutigen Raum der Kunst: Strebt die Kunst danach, sich den Räumen des Museums, die sie umschließen, anzupassen? Reibt sie sich am Raum und versucht ihn aufzubrechen – oder vermag die Kunst allein mit der Magie ihrer „Erscheinung“, den Ort, die Wahrnehmung zu verändern?

Nina Könnemann, 1971 in Bonn geboren, studierte an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste.
In ihren Videoarbeiten setzt sich die Künstlerin mit gesellschaftlichen Phänomenen auseinander. Sie beobachtet mit ihrer Kamera bei Alltäglichkeiten und Banalitäten und entdeckt oder entlarvt dabei Verhaltensmuster, die wiederum ein Spiegel unseres Miteinanders aufzeigen.

In ihrem Video „Bann“ setzt sich die Künstlerin mit dem veränderten Rauchverhalten in der heutigen Gesellschaft auseinander.
Es entsteht eine Dokumentation der Situationen, in denen geraucht wird und ein Bild jener Räume, in denen es statt findet. Es sind Momentaufnahmen eines Zeitabschnitts, in dem sich durch die Regulierung des Rauchens seit einiger Zeit im öffentlichen Leben vieles verschiebt und verändert.
Charakteristisch für die Künstlerin ist die Handkamera. Sie folgt den Menschen und zeichnet ihre Bewegungen unmittelbar nach. So gelingt es ihr, den Betrachter direkt in das Geschehen mit ein zu beziehen und ihn zu einem Teil des Werkes werden lassen.

Nina Könnemann war in den letzten Jahren u. a. in Ausstellungen im Cubitt, London im Grazer Kunstverein, in der Pinakothek der Moderne, München, im Camden Arts Centre, London und im Portikus in Frankfurt a.M. vertreten. 2010 zeigte sie ihre Videos in einer Einzelveranstaltung im Museum of Modern Art in New York.
Im Sommer diesen Jahres kuratierte sie die Ausstellung “Mass Photography” in der Grundy Art Gallery in Blackpool (GB).

Die 2012 erstmals im Museum Goch gezeigte Arbeit Bann wurde durch dieKunststiftung NRW im Rahmen einer Projektförderung für junge Künstler gefördert.

Der in Tel Aviv lebende Erez Israeli konfrontiert uns in seinen Videos mit bewegenden und hoch emotionalen Bildern.
In der Auseinandersetzung mit der jüdisch-israelischen Geschichte setzt der Künstler auf die persönlichen Befindlichkeiten des Betrachters. Ebenso wie Gili Avissar wird auch Erez Israeli Teil der eigenen Inszenierungen. Er selbst erduldet und erleidet, wenn er sich zum Beispiel den Judenstern eigenhändig auf seine Brust näht. Erez Israeli gelingt in diesem Nachfühlen eine Brücke zwischen der Geschichte und der Gegenwart.

In einer Präsentation zeigten wir 2011 die Arbeit des israelischen Künstlers.