Hiltrud Neumann – eine bedeutende Mäzenin des Rheinlandes
Die Sammlung mit ihren ca. 3.500 Objekten wurde über 40 Jahre zusammengetragen. Schwerpunkte waren Künstlerinnen und Künstler der unmittelbaren Gegenwart aus Mönchengladbach sowie des Rheinlandes zwischen Köln und Düsseldorf. Vereinzelt finden sich auch internationale Positionen, die Hiltrud Neumann durch ihr großes Netzwerk in ihre Sammlung integrieren konnte.
Die aus Wusterlitz (Pommern) stammende Pädagogin kam 1957 nach Westdeutschland und lebte seit 1970 in Mönchengladbach. Dort suchte sie rasch Anschluss und Kontakt zur heimischen Kunstszene. Immer größer wurde der Kreis der Künstler zu denen sie engen Kontakt und Freundschaften aufbaute, so dass sie selbst über sich erzählte: „Ich habe über Kunst Heimat gefunden.“
Sammeln, das war für Hiltrud Neumann eine persönliche Leidenschaft. Dabei ging es ihr beim Aufbau ihrer Sammlung nicht um eine finnazielle Investition. Vielmehr galt ihr Interesse dem persönliche Kontakt zu den Künstlern und Künstlerinnen. Ebenso galt ihr Blick der konkreten materiellen Unterstützung und so kann man mit Recht von einer großen rheinischen Mäzenenatin sprechen. Für dieses Engagement wurde Hiltrud Neumann 2011 mit dem Rheinlandtaler des LVR ausgezeichnet.
Die Sammlung umfasst Objekte aller künstlerischen Gattungen: Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, aber auch fotografische Arbeiten und Druckgraphiken sowie Multiples gehören dazu. Präsentiert wurden die Arbeiten in den beiden Wohnungen in Mönchengladbach. Mit dem Ausspruch „die Kunst sucht sich ihren Platz“ wurde jedes einzelne Objekt akribisch einem Ort zugewiesen. Sie suchte gerne den Dialog der Kunstwerke untereinander . Über die Jahre hinweg wurden die Möglichkeiten, die Objekte zu platzieren immer geringer. Angesichts dieser Sammelleidenschaft, verbunden mit der Form ihrer Präsentation, gefüllt von ihrem täglichen Leben muss man von einem Gesamtkunstwerk sprechen.
Einmal im Monat veranstaltete Hiltrud Neumann das legendäre „offene Wohnzimmer“, zu dem sich immer wieder Künstler und Freunde einfanden um mit ihr über Kunst und Leben zu philosophieren. Ganz im Sinne der Salonkultur des 19. Jahrhunderts, teilte sie das Erworbene, das Materielle ebenso wie das Immaterielle, die künstlerischen Ideen und Erkenntnisse mit ihren Freunden.
Beim Aufbau der Sammlung folgte Hiltrud Neumann allein ihrem persönlichen Instinkt, ihren Vorlieben und ästhetischen Vorstellungen. Dies unterscheidet diese Sammlung von vielen anderen. Die Sammlung Hiltrud Neumann ist und bleibt sehr privat. Es ist ein geradezu intimer Blick in die rheinische Kunstszene der vergangenen 40 Jahre. Sie stellt in dieser Konsequenz gleichermaßen auch eine Einzigartigkeit dar. Eine private Sammlung mit dem Mut und dem Blick für das Ungewöhnliche, ohne auf eine potentielle Wertsteigerung zu spekulieren. Es kam ihr nicht auf bereits etablierte Namen an, sondern stets stand das einzelne Werk und der Künstler und die Künstlerin im Vordergrund.
Die Sammlerin schenkte diese einzigartige Sammlung 2015 der Kunststiftung Goch. Daneben hat Hiltrud Neumann auch ein umfangreiches dokumentarisches Archiv für ihre Künstlerinnen und Künstler angelegt. Viele persönliche Dokumente sowie Kataloge und Schriften geben einen sehr privaten Einblick in das Verhaältnis zwischen Sammlerin und ihren Künstlern.
Am 28. September 2020 ist Hiltrud Neumann nach einem erfüllten Leben gestorben. Mit ihrer Kunstsammlung wird Hiltrud Neumann in der Kunststiftung sowie im Museum Goch und nicht zuletzt in der rheinländischen Kunstszene ein lebendiges Andenken bewahrt.
Die Künstler und Künstlerinnen der Sammlung Hiltrud Neumann