Am 28. September 2020 ist Hiltrud Neumann nach einem erfüllten Leben gestorben. Mit ihrer Kunstsammlung wird Hiltrud Neumann in der Kunststiftung sowie dem Museum Goch ein lebendiges Andenken bewahrt.
Die Kunststiftung Goch hat im Jahr 2015 die umfangreiche Kunstsammlung von Hiltrud Neumann als Geschenk entgegen genommen.
Die ca. 3.500 Objekte umfassende Sammlung wurde in den vergangenen 40 Jahren von Hiltrud Neumann zusammengetragen und umfasst weitgehend Werke junger, zeitgenössischer Künstlers des Rheinlandes.
Die aus Wusterlitz (Pommern) stammende Pädagogin kam 1957 nach Westdeutschland und lebte seit 1970 in Mönchengladbach. Dort suchte sie rasch Anschluss und Kontakt zur heimischen Kunstszene. Immer größer wurde der Kreis der Künstler zu denen sie engen Kontakt und Freundschaften aufbaute, so dass sie selbst über sich erzählt: „Ich habe über Kunst Heimat gefunden.“
Sammeln, das war für Hiltrud Neumann eine persönliche Leidenschaft. Dabei ging es ihr beim Aufbau ihrer Sammlung niemals um eine monetäre Investition. Der persönliche Kontakt zu den Künstlern war ihr mindestens genauso wichtig, wie das Werk selbst. Ebenso galt ihr Blick auch der konkreten materiellen Unterstützung der Künstlerinnen und Künstler und so kann man mit Recht von einer großen mäzenatischen Verantwortung sprechen, die Hiltrud Neumann bis heute zutiefst ausgezeichnet hat. Für dieses Engagement wurde Hiltrud Neumann 2011 mit dem Rheinlandtaler des LVR ausgezeichnet.
Die Sammlung umfasst Objekte aller künstlerischen Gattungen: Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, aber auch fotografische Arbeiten und Graphiken gehören dazu. Von vielen Künstlern besaß sie umfangreiche Konvolute; wobei das Multiple ebenso vertreten ist wie das Unikat.
Die Leidenschaft, mit der Hiltrud Neumann ihre Sammlung aufbaute, drückt sich darin aus, dass sie bis auf ihre letzten Lebensmonate inmitten all ihrer Kunstwerke lebte. Sie war geradezu vollständig umgeben von den künstlerischen Werken in ihrer Wohnung.
Ganz wesentlich gehörte zur Persönlichkeit von Hiltrud Neumann, dass sie ihre Freude und Leidenschaft immer mit vielen teilte. Einmal im Monat veranstaltete sie das inzwischen legendäre „offene Wohnzimmer“, zu dem sich immer wieder Künstler und Freunde einfanden und mit ihr gemeinsam über Kunst und Leben philosophierten. Ganz im Stile der alten Salons im 19. Jahrhundert, teilte sie das Erworbene, das Materielle ebenso wie das Immaterielle, die künstlerischen Ideen und Erkenntnisse.
Beim Aufbau der Sammlung folgte Hiltrud Neumann allein ihrem persönlichen Instinkt, ihren Vorlieben und ästhetischen Vorstellungen. Dies unterscheidet ihre von vielen großen Sammlungen, die durch den Blick des kunstwissenschaftlichen Kurators eine museale Ordnung und Bewertung der Sammlung anstrebt. Die Sammlung Hiltrud Neumann ist und bleibt sehr privat. Es ist ein geradezu intimer Blick in die rheinische Kunstszene der vergangenen 40 Jahre. Sie stellt in dieser Konsequenz gleichermaßen auch eine Einzigartigkeit dar. Eine private Sammlung mit dem Mut auch das Ungewöhnliche zu sammeln, ohne auf eine potentielle Wertsteigerung zu spekulieren. Es kam ihr nicht auf bereits etablierte Namen an, sondern stets stand das einzelne Werk und der Künstler im Vordergrund.
Die Sammlerin schenkte dieses umfangreiche Konvolut 2015 der Kunststiftung Goch, die es ihrerseits, gemäß ihrer Satzung in die Hände des Museums Goch legte. Damit erweiterte das städtische Museum seinen Bestand zeitgenössischer Kunst erheblich. Zu einem Teil ergaben sich Ergänzungen zu bereits bestehenden Konvoluten, zum anderen aber erschlossen sich für das Museum ganz neue, bisher nicht vertretene Werkgruppen.