Jan Schmidt

Rosso Levanto

6. August bis 15. Oktober 2023

Zwischen dem 23.7. und dem 20.8.2023 arbeitete der Künstler Jan Schmidt in unserem Museumsraum an seiner Sägearbeit #6 aus rotem Marmor.

Sensibilität und Achtsamkeit im Umgang mit der Natur sind die wesentlichen Markenzeichen des 1973 in Wiesbaden geborenen Bildhauers Jan Schmidt.
Der Titel der Ausstellung „Rosso Levanto“ verweist unmittelbar auf das Material mit dem Jan Schmidt in Goch arbeiten wird. Es ist der norditalienische, rötliche Marmor, der seit dem Mittelalter für zahlreiche bedeutende Bauwerke vorwiegend im Innenraum für Säulen oder Balustraden und für kunsthandwerkliche Objekte Verwendung fand.
In einem zuvor genau festgelegten Prozess sägt der Künstler in den Stein, so dass sich zu beiden Seiten feine Häufchen aus Steinstaub bilden, die den Verfallsprozess des Materials dokumentieren. Da sich Schmidt mit dem Stein auf einer festgelegten Bahn durch den Raum bewegt, entsteht ein nahezu symmetrisches Feld aus kleinen Steinstaubhügeln. 

Der Stein selbst wird von Schmidt nicht vollständig zersägt, sondern nur angesägt, damit die links und rechts entstehenden Steinhäufchen nicht in sich zusammenfallen, sondern genau nur jene Höhe erreichen, in der sie stabil gehäuft liegen bleiben.

Der Stein selbst, der nach der Arbeit von unzähligen Sägespuren durchzogen sein wird, wird schließlich auf einem Sockel im Raum als Referenz positioniert.

Die Langsamkeit und Behutsamkeit ist eine hohe Qualität in der Arbeit von Jan Schmidt. Er verwandelt einen über Jahrmillion entstandenen, massiven Stein in ein flüchtiges Pulver, das keinem Windhauch zu trotzen vermag. Die Metamorphose an der uns der Künstler teilhaben lässt, führt zum Ursprung des Lebens. Alles entstand aus dem Nichts und alles wird sich in das Nichts verflüchtigen. Die Kunst vermag diesen Prozess für eine kurze Weile festzuhalten. Durch die ästhetischen Reihungen des Steinstaubes werden wir Zeugen der Zeit.

Der Umgang mit seinen Materialien ist getragen von äußerstem Respekt. Dies wird besonders deutlich in der Arbeit „Archiv eines Sommers“ aus dem Jahr 2019/2020. Für dieses Werk nummerierte Schmidt die Blätter eines Busches, des Japanischen Schneeballs (Viburnum Licatum). Er zählte 21.634 Blätter und nummerierte jedes Einzelne, bis sie im Herbst zu fallen begannen. „Dann sammelte ich sie auf und archivierte die Blätter in numerischer Reihenfolge in 21 Objektkästen. Da ich nicht jedes Blatt wiederfand, entstand eine vom Zufall bestimmte, lückenhafte Dokumentation einer Vegetationsperiode des Busches.“ 

Die Arbeit wurde erstmals 2021 im Deutschen Wetterdienst in Offenbach gezeigt, an jenem Ort, an dem auch der Japanische Schneeball stand. Nun ist sie auch Teil der Ausstellung in Goch.

Jan Schmidt setzt in dieser Arbeit der Natur ein Denkmal. Wie wir es aus naturkundlichen Ordnungssystemen kennen, sortiert der Künstler die Natur. Anders aber als im wissenschaftlichen Kontext entsteht eine neue Ordnung, eine künstlerische, die im Fall von Jan Schmidt auch eine zufällige ist. 

Jan Schmidts Arbeiten haben etwas Meditatives, ein sich versenken in das Material, das er, wie in unserem Fall, im Ausstellungsraum direkt vor Ort be- und verarbeitet. Dieser Prozess des Entstehens ist fundamentaler Bestandteil des Kunstwerkes und ist ein bereits öffentlicher Prozess, den wir im Vorfeld der Ausstellung mit unseren Besuchern begleiten können. Die Ausstellungseröffnung am 6. August dokumentiert nur einen Zwischenstand, denn die Bearbeitung des Steinblocks wird noch vierzehn Tage fortgesetzt. Der Besucher ist damit selbst Teil des zeitlichen Prozesses und erfährt seine eigene Existenz als selbst zeitgebunden und veränderlich.

Die Ausstellung und der Katalog entstehen in Kooperation mit der Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main und werden gefördert vom Land NRW im Rahmen des Themenjahres ERDUNG_aarding des Kulturraums Niederrhein.

„Ein Lidschlag nur entfernt sieht das Sehnen auf die Ewigkeit“

Ingeborg Jung, 1951 in Bad Honnef geboren, lebt und arbeitet seit 2015 in Goch. Seit frühster Jugend zeichnet sie und verfasst Gedichte. Nach ihrem High-School Abschluss in New Jersey, USA begann sie ihr Studium der Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte und Pädagogik in Bonn. 1974 erlangte sie an der FHS Köln im Fachbereich Freie Grafik ihren Diplomabschluss. Seit 1976 ist sie als freie Künstlerin tätig und war an zahlreichen Ausstellungen beteiligt.

Neben den druckgrafischen Arbeiten entstanden Zeichnungen, Ölgemälde und Collagen. Auch als Performancekünstlerin trat sie im Brühler Kunstverein auf und veröffentlichte 1984 ein Buch zu ihrer Performance mit dem gleichnamigen Titel zweiundneunzigmalseinzusein. In diese Zeit fällt auch ihr Gastaufenthalt in Maria Gugging, Österreich im Haus der Künstler.

In ihren Arbeiten setzt sich Ingeborg Jung sowohl kritisch mit ihrer persönlichen Lebensgeschichte, als auch mit dem aktuellen Zeitgeschehen, auseinander. Ihre Motive findet die Künstlerin sowohl in ihren Träumen als auch in der realen Welt. Die Titel helfen dem Betrachtenden das Gesehene einzuordnen. In einigen Arbeiten werden aber auch Text und Bild miteinander kombiniert. Parallel zu ihrem bildnerischen Werk hat sie zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten verfasst, die zum Teil bereits veröffentlicht wurden.

Während der Ausstellung zeigen wir einen Kurzfilm von Carla Gottwein über die Künstlerin.

I WATCH HELPLESSLY AS FLOWERS WITHER -‚

(Machtlos sehe ich zu, wie Blumen verwelken)

Zum ersten Mal widmet ein deutsches Kunstmuseum dem 1989 geborenen Maler und Zeichner sowie Urban Art-Künstler Simon Röhlen eine Einzelausstellung.

Der mit seinen großformatigen Spraybildern international arbeitende Künstler hat für diese Ausstellung eine Rauminstallation mit gesprühten Zeichnungen geschaffen, so dass die Besuchenden in ein einmaliges Raum-Bilderlebnis eintauchen können. Er wird eins werden mit den grandiosen und mitreißenden Linienführungen und Teil dieser großartigen Verve.

Des Weiteren zeigen wir im Museum großformatige Leinwände des Künstlers.

In Simon Röhlens, alias KEF!, teils großformatigen (Wand-)Gemälden taucht die Linie als abstraktes, formgebendes Element immer wieder auf. KEF! begann im Alter von 14 Jahren mit Graffiti; im Jahr 2013 zog er nach London, wo er seinen Stil perfektionierte und ein komplexeres Netzwerk ineinandergreifender Linien entwickelte. Inspiriert sowohl durch die Natur, als auch durch den Buddhismus und durch zahlreiche Reisen, reflektiert sein Werk eine beeindruckende Harmonie, die gerade in seinen Wandgemälden hypnotische Wirkung entfaltet. Er verwendet die Elemente der Street Art, wie Sprayfarbe und Marker (früher Aufkleber), und arbeitet oft und gerne auf der Straße. Sein Kunstschaffen hat ihn dabei rund um den Globus zu Street Art Festivals geführt und ihm zahlreiche Aufträge beschert. Seine Arbeit geht jedoch über die Street Art hinaus. Simon Röhlen versteht sich vielmehr völlig zu Recht als Urban Art Künstler. 
Als jüngste Arbeiten hat Simon Röhlen zeitgleich zur Fußball WM ein großes Tor in Qatar gestaltet. In Pforzheim wurde 2022 im Kunstverein eine größere Übersichtsausstellung gezeigt.

Zur Ausstellung ersheint der Katalog in Kooperation mit der Neue Kunst Gallery Karlsruhe.

(english translation please scroll down)

Die Ausstellung wurde gefördert von der Kunststiftung NRW.

Zum ersten Mal zeigen wir in einer musealen Ausstellung die New Yorker Künstlerin Wendy White (*1971).

Die Amerikanerin hat bereits auf der internationalen Armory Show auf sich aufmerksam gemacht und wurde mit ihrer Installation auf dem Stand von Shulamit Nazarian zu den zehn besten Präsentationen gekürt.

Wendy Whites Arbeiten sind in vielerlei Hinsicht eine permanente Untersuchung und Ausweitung der Möglichkeiten traditioneller Leinwandmalerei. Dies betrifft einmal die Materialien selbst, die sie verwendet, so eigens für die Künstlerin angefertigte Plexiglas-Scheiben und Rahmen aus PVC, Teppiche oder Holz. Zum anderen wählt die Künstlerin Präsentationsformen, die von klassischen Formen abweichen. Sie lehnt ihre Bilder direkt an die Wand und überschreitet damit permanent die Grenzen von Malerei und Skulptur. Auf der aktuellen Armory Show verdeckte sie über Tage ihre Bilder mit Vorhängen und ließ sie erst im Laufe der Messe für das Publikum öffentlich erscheinen. Der Rahmen ist für sie keineswegs auf ein Rechteck beschränkt, sondern greift die Idee der „shape canvas“ aus der amerikanischen Tradition wieder auf. Ihre Werke stehen vielmehr als Objekte im Raum und schaffen so einen unmittelbarer Zugang zu dem Besucher, ähnlich der Rauminstallation oder multimedialen Arrangeme nts.  Vielfach malt sie mit Airbrush wodurch eine Assoziation und Nähe zum gesprühten Graffitis entsteht, aber mit stark erweiterten Möglichkeiten.

Inhaltlich ist die Künstlerin in den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen zu Hause. Ihre Themen versteht sie als ein „genau-jetzt-in-dem-kulturellen-Moment“ und somit immer auch als zeitkritischer Beitrag im aktuellen Diskurs. Beispiele für diese Auseinandersetzung mit der Gegenwart sind ihre Beiträge zu den Geschlechterverhältnissen und den unterschiedlichen etablierten Machtpositionen zwischen Mann und Frau.

Ebenso setzt sie sich mit Markenfetischismus auseinander und thematisiert in ihren Werken die Möglichkeiten der Werbung.

Den Arbeiten Wendy Whites ist eigen, dass sie mit einer Kühnheit und Coolness daherkommen und damit überlieferte und klassische ästhetische Formen ignorieren oder mit ihnen spielen. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine kompromisslose Haltung innerhalb der Gegenwartskunst aus, sie sind in jeder Hinsicht kritisch und in jedem Fall mutige Entscheidungen. Sie selbst beschreibt ihre Arbeiten als „retro und dennoch futuristisch, von Natur aus urban, reaktiv und rebellisch, aber auch bescheiden und mit do-it-yourself-Charakter“.

Soweit es die Coronapandemie es zulässt, wird die Ausstellung von der Künstlerin selbst vor Ort kuratiert. Einige Werke werden vor Ort entstehen, um der Künstlerin alle Möglichkeiten der Aktualität zu lassen.

Die Umsetzung der Ausstellung erfolgt in Kooperation mit der Galerie van Horn, Düsseldorf.

english version:

The exhibition is sponsored by the Kunststiftung NRW (Art Foundation NRW).

For the first time, we are showing the New York artist Wendy White (*1971) in a museum exhibition.

The American has already attracted attention at the international Armory Show and was chosen as one of the ten best presentations with her installation on the booth of Shulamit Nazarian.

Wendy White’s works are in many ways a permanent exploration and expansion of the possibilities of traditional canvas painting. On the one hand, this concerns the materials she uses, such as Plexiglas panes and frames made especially for the artist from PVC, carpets or wood. On the other hand, the artist chooses forms of presentation that deviate from classical forms. She leans her paintings directly against the wall and thus permanently crosses the boundaries between painting and sculpture. At the current Armory Show, she covered her paintings with curtains for days and only let them appear publicly to the audience in the course of the fair. For her, the frame is by no means limited to a rectangle, but picks up the idea of the „shape canvas“ from the American tradition. Rather, her works stand as objects in space and thus create immediate access to the visitor, similar to spatial installations or multimedia arrangements.  In many cases, she paints with an airbrush, which creates an association and proximity to sprayed graffiti but with greatly expanded possibilities.

In terms of content, the artist is at home in current social and political issues. She understands her themes as an „exactly-now-in-the-cultural-moment“ and thus always as a time-critical contribution in the current discourse. Examples of this engagement with the present are her contributions to gender relations and the different established positions of power between men and women.

She also deals with brand fetishism and addresses the possibilities of advertising in her works.

Wendy White’s works are characterised by a boldness and coolness that ignores or plays with traditional and classical aesthetic forms. Her works are marked by an uncompromising stance within contemporary art, they are critical in every respect and bold decisions in every case. She herself describes her works as „retro and yet futuristic, urban by nature, reactive and rebellious, but also modest and with a do-it-yourself character“.

As far as the corona pandemic allows, the exhibition will be curated on-site by the artist herself. Some works will be created on-site to give the artist every opportunity for up-to-dateness.

A catalogue will be published to accompany the exhibition. The exhibition is being implemented in cooperation with Galerie van Horn, Düsseldorf.


Wie kaum einem anderen ist es Thomas Baumgärtel gelungen, mit seiner Spraybanane ein Symbol zu schaffen, das inzwischen als „Exzellenzbanane“ Kunstorte auf der ganzen Welt markiert. Wir haben diese Entwicklung, beginnend mit den ersten Bananenskulpturen und Spraybananen bereits 2008 umfassend in einer Ausstellung dokumentiert.

Mit der nun aktuellen Ausstellung des Kölner Künstlers blicken wir zurück auf die zurückliegenden 10 Jahre seines künstlerischen Schaffens. In diesen Jahren stehen Baumgärtels Aktionen und Kunstobjekte vermehrt in einem politischen, bzw. tagespolitischen Diskurs. 

Im Fokus stehen unter anderem Baumgärtels politische Bilder, mit denen er die Zeitgeschichte markant und unmißverständlich anprangert. Dabei ist ihm auch in diesen Bildern die Banane ein ideales „Werkzeug“ um auf aktuelle politische Ereignisse, auf Fehlentwicklungen oder gesellschaftliche Skandale kritisch einzugehen. Baumgärtels persönliche Stellungnahmen entspringen einer zutiefst demokratischen Haltung. Die Banane ist dabei mehr als ein humoristisches Wiedererkennungssymbol. Sie steht vielmehr für den konzeptionellen Ansatz des Künstlers, der im Rückblick auf das Lebenswerk von Jahr zu Jahr deutlicher zutage tritt.

Zur Ausstellung erschien der reich bebilderte Katalog mit zahlreichen Beiträgen im Wienand Verlag (im Museumsshop oder auch online erhältlich).

Onlineschreibwerkstatt zur Ausstellung von Thomas Baumgärtel

Unter der Leitung von Renate Schmitz-Gebel M.A. fand eine online Schreibwerkstatt „in“ der Ausstellung statt. Zusammen mit Corinna Ortmann hat sie nun die Ergebnisse für uns zusammengestellt.

Lassen Sie sich verführen … alles-banane_v2

 

Ein facettenreicher Radiobeitrag von Christiane Vielhaber für Deutschlandfunk. Der Beitrag war zu hören am 5.7.2020 in der Sendung „Kultur heute“.

 

Kunst für immer – und immer nur Kunst!
August Deusser war Maler und Kulturpolitiker. 1870 in Köln geboren, blieb er dem Rheinland bis zu seinem Tod in Konstanz im Jahr 1942 eng verbunden.

August Deusser setzte sich bereits sehr früh für die Moderne im Rheinland ein. Die Modernen, das waren u.a. die französischen Fauves um Henri Matisse, aber auch die spektakulären Werke Paul Cézannes oder die deutschen Expressionisten.
Deussers Einsatz für diese Moderne und die damit verbundene Abkehr von der akademischen Malerei führten 1908, maßgeblich von Deusser initiiert, zur Gründung des Sonderbundes. Der Sonderbund wurde als Ausstellungsinitiative gegründet, zusammen mit Julius Bretz, Max Clarenbach, Walter Ophey, Wilhelm Schmurr und anderen. Bis 1911 fanden die jährlichen Ausstellungen der Gruppe in Düsseldorf statt und erregten aufgrund der neuartigen Präsentation und durch den Einbezug französischer Avantgardekünstler großes Aufsehen. Für Deusser stellte der Berliner Maler Max Liebermann hier ein besonders Vorbild da. Dessen Einsatz für die „neue“ französische Malerei, suchte Deusser auch im Rheinland umzusetzen. Der Maler blieb tonangebend innerhalb dieser Bewegung. Im sog. „Vinnen-Streit“ positionierte sich Deusser klar und unmissverständlich für die Seite der jungen französischen Malerei: „Die Jugend aber wird siegen!“, so Deusser in seinem Beitrag für die historische Streitschrift. In dem weiteren Streit kam es 1912 zur letzten und legendären Sonderbund-Ausstellung, nun allerdings in Köln.

In diese Sonderbund-Jahre fällt auch die bedeutendste Schaffensphase von August Deusser. Ohne sich vom Gegenstand zu lösen, entwickelte er in Anlehnung an die Kunst des Impressionismus, der Fauves und Paul Cézannes eine eigenständige koloristische Handschrift. Seine Themen findet der Künstler in den rheinischen Landschaften vom Niederrhein bis nach Köln. In seinen Stadtbildern sucht er die charakteristischen Silhouetten, wie beispielsweise und sehr beliebt den Kölner Dom.
Besonders hatten ihn die monumentalen Eisenbahnviadukte angetan. Mächtig setzte er diese rötlich schimmernden Architekturen ins Bild. Sie gehören sicherlich zu den eindrucksvollsten Gemälden von August Deusser.

August Deussers Leben führte ihn auch für einige Jahre an den Niederrhein. Er übernahm einen Auftrag für das Kreisgebäude in Kleve, der aber nicht zu Ende ausgeführt wurde und nicht mehr erhalten ist und lebte viele Jahre im Wasserschloss Arcen (NL) auf der niederländischen Seite. An der Düsseldorfer Akademie wird er schließlich Professor für Historienmalerei, die Lehrtätigkeit, die 1924 krankheitsbedingt aufgeben musste.

Mit ca. 100 Werken – Gemälden und Zeichnungen – zeigen wir dieses, im Rheinland nahezu vergessene Werk zum ersten Mal gemeinsam mit dem Museum Konstanz sowie der Antonie Deusser Stiftung (Zürich).
Seine Malerei wird durchzogen von den französischen Impulsen, die Deusser in der Kunst Paul Cézannes oder Henri Matisse selbst im Rheinland etablierte. Es sind aber auch die Wechselbeziehungen zu deutschen Malern wie Hans Purrmann spürbar, die ähnlich wie Deusser in der französischen Malerei den großen und entscheidenden Fortschritt in eine neue Zeit sahen.

August Deusser blieb sein Leben lang ein Maler im bürgerlichen Habitus. Seine frühe Hinwendung zu den großen Themen der Malerei, sein Blick nach Paris und den Aufbruch in die Moderne lässt ihn zu einem bedeutenden Vermittler der Moderne im Rheinland werden.

 

Zu der Ausstellung ist ein begleitender Katalog entstanden. (€ 25.- während der Ausstellung, € 48,- regulär)

Die Ausstellung wird unterstützt durch die Kooperation mit der Antonie Deusser-Stiftung.

 

In einer Schreibwerkstatt an der Hochschule Rhein-Waal, unter der Leitung von Renate Schmitz-Gebel, haben Studierende Bilder dieser Ausstellung als Impuls für ihre Beiträge erhalten. Viele interessante Texte sind hierbei entstanden. Vielen Dank, dass wir sie hier online vorstellen dürfen.

Mai Online-Schreibwerkstatt HSRW August Deusser mit Deckblatt

Schreibwerkstatt zur Ausstellung A. Deusser – Luisa B.

WIRKLICH JETZT!

Teilnehmende Künstler: Jérome Gerull, Malte Stienen, Johanna Reich, Henning Frederik Malz, Peter Loewy (Essen), Eli Cortiñas

Die Ausstellung wird gefördert von der Kunststiftung NRW.

Unter dem Titel WIRKLICH JETZT! präsentiert das Museum Goch eine Reihe von künstlerischen Arbeiten, die sich medial unterschiedlich ausgerichtet mit uns umgebenden Lebenswirklichkeiten beschäftigen. Zugleich stellt die Ausstellung Fragen bezüglich der Relevanz, der mit den gezeigten Kunstwerken reflektierten Wirklichkeitsbezüge für den gegenwärtigen Kunst- und Ausstellungsbetrieb. Welche Trends, Sichtbarkeiten und Phänomene unserer Lebenswirklichkeit sind kunst- und ausstellungswürdig? Und sollen Ausstellungsinstitutionen mehr denn je die Rolle von Kraftwerken spielen, welche derartige Trends, Modeerscheinungen etc. ungefiltert reflektieren oder in ihrer visuellen Präsenz möglicherweise noch verstärken? Welche Erwartungen hegt das Publikum gegenüber Ausstellungsorten wie Kunstvereinen, freien Künstlerhäusern und Museen? Und wie definieren sich diese Orte selbst im Hinblick auf ihren Stellenwert im Kunstbetrieb und in der Gesellschaft? Wie aktuell müssen Ausstellungen sein? Atemlos jedem Trend, jeder Mode hinterherjagen, weil man sich damit gegenüber der Konkurrenz abhebt und mehr Besuchergruppen erreichen kann? Oder sich gerade bewusst dem Risiko aussetzen, noch nicht historisierbare künstlerische Äußerungen aufzugreifen, in bestimmte Zusammenhänge zu setzen, um sich so auf qualitativ hohem Niveau immer wieder neu mit unserer Wirklichkeit auseinanderzusetzen?

Die Ausstellung versucht weniger, auf derartige Fragen fertige Antworten zu geben. Stattdessen ist der Besucher selbst aufgefordert, seine individuelle Haltung zu den Kunstwerken zu finden, ihre Kunstwürdigkeit und -wertigkeit kritisch zu deuten und letztendlich seine Erwartungshaltung gegenüber etablierten Ausstellungsinstitutionen zu formulieren.

 

Eli Cortiñas
Paraiso Animal, 2015

In ihrem jüngsten Video, „Paraiso Animal“, löst sich Eli Cortiñas von der in früheren Arbeiten gegebenen ausschließlichen Verwendung von found footage und arbeitet nun mit selbstgedrehtem Material, um so ihre Filmsprache und Arbeitsmethodik konsequent weiter zu entwickeln. Sie übernimmt in Paraiso Animal mithilfe einer Bärenmaske die Rolle eines Tieres, das seines ursprünglichen Lebensraums beraubt und zunehmend in den städtischen Raum gedrängt wird. Bilder von der einsamen Stadt und der üppig wuchernden Natur wechseln sich ab, wobei das Tier in seinem vermeintlich natürlichen Habitat zu erstarren scheint. Die Arbeit ist als offene Serie mit mehreren Kapiteln konzipiert und wird fortlaufend weitergedreht.

Jérome Gerull
Stadt Gestalten
Renaissance der Städte

Der in Hamburg lebende Fotograf Jérome Gerull hat in den letzten zwei Jahren anonyme Portraits von in Deutschland lebenden Street Art Künstlern und ihren bevorzugten urbanen Spielorten gemacht. Fotografiert hat Gerull Künstler wie Alias, El Bocho, Hallo Karlo, Herbird, Hkdns, Lieb Sein, Marshal Arts, Pirho, Push, Ping Pong, Sope, Späm, Tona und Urben, die im Halbdunkel urbaner Labyrinthe leben und häufig versteckt agieren. Das Ergebnis ihrer illegalen Spray-Aktionen ist die Trophäe eines trotzigen Aufbegehrens gegenüber Obrigkeiten, vermeintlich ungerechten Verteilungsmechanismen oder eine mehr oder weniger ausgeprägten Haltung zu stadt-politischen Entscheidungsvorgängen. Streetartists sind bewusst oder unbewusst ein Teil der Bewegung „Recht auf Stadt“, welche die Städte u.a. nicht alleinig den allgegenwärtigen Investoren überlassen möchten. Die Künstler wollen die urbanen Räume mit- und umgestalten.
In seiner Serie „Stadtgestalten“ hat der Fotograf Jérome Gerull die Künstler bei ihren nächtlichen Streifzügen und in ihren Ateliers in Berlin und Hamburg intensiv begleitet und porträtiert. Die Bilder zeigen eine versteckt agierende, gut vernetzte urbane Künstlerbewegung.
In seiner Serie „Renaissance der Städte“ begleitet er symbolhaft den Aufwertungsprozess von deutschen Großstädten.

Henning Frederik Malz
Video, Installation, 2015

Die Arbeiten des Videokünstlers Henning Frederik Malz entstehen in der Regel aus dem Kontext einer andauernden Serie von Found Footage Kurzfilmen. Der Künstler ist ein sezierender Beobachter seines eigenen Mediums und durchforstet Spielfilme, Imagefilme oder auch Musikvideos nach prägnanten Motiven, die als Filtrat des jeweiligen Bild Vokabulars sich derer Versprechen bedienen und reflektieren. Präzise akkumuliert er im Schnitt die Bilder zu einem dichten Sog, der die Mechanismen narrativer Strukturen übersteigert und in analytischer Distanz kommentiert. Die Quelle seines Materials findet er in den Medien- und abspieltechnischen Umwälzungen der 80er, 90er und 00er Jahre– von VHS, DVD bis Youtube. Seine experimentellen Filme sind eine Komprimierung ausgewählter Bilder von nahezu ikonischer Qualität, die weniger auf repräsentativen Anspruch zielen, als dass sie auf die Rhetorik des ursprünglichen Materials verweisen. Erstmalig erweitert er in seiner im Museum Goch gezeigten Arbeit sein künstlerisches Repertoire und inszeniert seine Videoarbeit in Mitten von skulpturalen Objekten. Während einige mit reflektierendem Abwehrband für Wildtiere sich eindeutig in dem Bereich von Vogelscheuchen verorten lassen, changieren die Objekte, die in Form eines (verbundenen) Kopfes auf einer Stange befestigt sind, zwischen Vogelscheuche und Gruselobjekt. Dazwischen läuft ein Film der verschiedene Szenen aus menschenleeren Gegenden zeigt, die sofort an Horrorfilme erinnern ohne jedoch eine einzige Horrorszene zu zeigen.

Johanna Reich
Heroines und Amazonen

Johanna Reich sammelt auf einer bildnerischen Ebene digtale Collagen: junge Mädchen werden in Bewegt- und Standbild portraitiert, während auf ihren Gesichtern ihre jeweiligen Vorbilder projiziert werden. Jede Teilnehmerin wählt für sich das Bild einer Ikone aus, die sie aufgrund von Charakter, Lebenslauf oder einer speziellen Begabung fasziniert. Dieses Bild wird auf das Gesicht der Teilnehmerin projiziert und mit der Kamera festgehalten. In der Verschmelzung von Projektion und Gesicht entsteht ein neues, eigenständiges Portrait, das seine Energie aus dem Spannungsfeld zwischen ikonenhafter Inszenierung und alltäglicher Gegenwart schafft; es entsteht eine Heroine, benannt nach den Halbgötinnen der Antike. Daran anschließend nimmt die Arbeit Heroines sich die in den Traumfabriken und den Massenmedien erzeugten Bilder und führt vor Augen, wie sich idealisierte, gleichzeitig weit entfernte Persönlichkeiten, mit den Identitäten junger Mädchen vermischen. Sie weist auf den eigentlich innerlich ablaufenden Prozess der Identitätsbildung hin, der in Kindheit und Jugend verstärkt stattfindet. Die Orientierung an inszenierten Rollenvorbildern, etwa aus dem Showbusiness, ist einerseits Mittel zur selbstbestimmten Persönlichkeitsentwicklung andererseits ist es Spiel mit der Illusion. Johanna Reichs Portraits werden, als popkulturelles Zitat, als Plakate in der Stadt und als lebensgroße Poster gezeigt, vergleichbar mit den Postern, die in Zimmern von Jugendlichen hängen. Ergänzend dazu führte Johanna Reich zahllose Gespräche mit Frauen zwischen 30 und 95 Jahren und zeichnet dabei ein zeitgenössische Bild der Frau in unserer Gesellschaft und den Wandel ihrer Rolle zwischen 1945 bis 2015. In ihren Interviews untersucht Johanna Reich, inwieweit Rollenverhalten gesellschaftlichen Strömungen unterliegt oder individuellen Entscheidungen. Das Archiv der Ton und Bildaufnahmen wird kontinuierlich erweitert und soll online wie offline nutzbar sein.

Malte Stienen
Untitled (Angst), 2013

Malte Stienen hat mit „Untitled (Angst)“ ein Werk geschaffen, das die Aktualität und prominente Rolle internetgestützter Informationsfluten für die Ausprägung kultureller Handlungsfelder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Um dieser Flut Herr zu werden, hat er sich auf den Mikroblogging-Dienst Twitter konzentriert. Auf Twitter können angemeldete Nutzer telegrammartige Kurznachrichten, sogenannte Tweets, verbreiten. Dafür hat er mit einem handelsüblichen Drucker, einem Modem mit Internetzugang und einem Tisch ein Kunstobjekt geschaffen, das sich ausschließlich mit dem Wort „Angst“ beschäftigt. Denn die Maschine druckt alle Tweets aus, in dem das Wort Angst vorkommt und zwar weltweit. Sobald die „Angstmaschine“ angestellt wird, rattert sie los und druckt fortlaufend alle Tweets aus in denen das Wort Angst vorkommt und produziert in kürzester Zeit einen großen Papierhaufen der während der Ausstellungzeit zu einer noch nicht überschaubaren Größe anwachsen wird. An Hand der Geschwindigkeit des Ausdrucks lassen sich auch bestimmte Ereignisse in der realen Welt ablesen. Wenn es z. B. Gewittert steigt das Mitteilungsbedürfnis der Twittergemeinde dramatisch an.

Ron Schmidt, der schon lange dem Museum verbunden ist, zeigt zum ersten Mal gemeinsam mit dem Kölner Künstler Max Würden die Installation 12 Apostel. Die Ton- und Bildinstallation ist bis zum 7. Januar 2018 im Kabinett zu sehen.
Zum Eröffnungsabend werden die beiden Künstler einmalig das Klangereignis mit analogen und digitalen Instrumenten begleiten.

 

Mit einer umfangreichen Ausstellung präsentieren wir zum zweiten Mal die Sammlung Hiltrud Neumann. Unter dem Titel „Die Kunst sucht sich ihren Platz.“ zeigen wir über 130 ausgewählten Kunstwerke aus der Privatsammlung, die 2015 der Kunststiftung Goch geschenkt wurde.

In der Ausstellung sind folgende Künstler und Künstlerinnen mit Arbeiten vertreten:

Bormann, Peter     Brand, Axel     Bresinski, Jan     Breuer-Kieven, Ursula    Demary, Stefan     Döring-Spengler, Herbert     Erkens, Ro    Ettl, Georg     Forster, Hannes     Gärnter, Klaus     Grigat, Ulla     Hahn, Wolfgang     Heming, Karl-Heinz     Hoover, Nan     Jetelová, Magdalena     Kaiser, Andreas     Koch, Heiner     Kremser, Christel     Kuball, Mischa     L’Hoest, Johanna     Langanke, Ingrid     Lersch, Martin     Mosley, Tom     Paschold, Carola    Penone, Giuseppe     Racic, Jasko     Rohlfing, Rita     Rückriem, Ulrich    Sambolec, Duba     Schlesinger, Rolf     Schmitt, Klaus     Shachar, Gil     Virnich, Thomas     Wegner, Shirley     Weiss, Clemens     Wilken, Frauke     Windheim, Dorothee von     Zarm, Brigitte     Zins, Günther

 

Nach zweijähriger Bearbeitung durch unsere Volontärin haben wir neue Einblicke in die Sammlung gewonnen und nehmen den Besucher mit auf dem Weg einer Privatsammlung hin zu einer öffentlichen Sammlung.

Nach einer jahrelangen Freundschaft zur Sammlerin wurde 2015 die Schenkung der Sammlung besiegelt. Die umfangreiche Sammlung mit einer Objektanzahl von ca. 3500 Werken wurde über 40 Jahre zusammengetragen. Schwerpunkte waren zunächst lokale Künstler:innen aus Mönchengladbach, was sich in den folgenden Jahren auf Künstler:innen des Rheinlandes zwischen Köln und Düsseldorf erweiterte. Teilweise sind auch internationale Positionen vertreten, die Hiltrud Neumann durch ihr großes Netzwerk und den Stipendien in Mönchengladbach kennenlernte. Größere Konvolute besitzt die Sammlung zum Beispiel von Heiner Koch, Martin Lersch, Ingrid Langanke, Georg Ettl oder Klaus Schmitt.

Die Sammlung umfasst Objekte aller künstlerischer Gattungen wie Skulptur, Malerei, Druckgraphik, Fotografie sowie Video. Vereinzelt sind auch installative Arbeiten mit einem konkreten Raumbezug vertreten. Zusammengetragen wurden die Arbeiten im unmittelbaren Wohnumfeld der Sammlerin in Mönchengladbach-Hardt. Mit dem Ausspruch „die Kunst sucht sich ihren Platz“ wurde jedem einzelnen Objekt ein Präsentationsort in der privaten Wohnung zugewiesen. Dieser Prozess konnte bis zu mehrere Wochen dauern. Teilweise waren die Werke in Kommunikation zueinander gesetzt, teilweise gab es einzelne Künstler:innenbereiche. Über die Jahre hinweg wurden die Möglichkeiten, die Objekte zu platzieren immer geringer. Schließlich kann man die Präsentation der Sammlung in den Privaträumen als Gesamtkunstwerk bezeichnen: der Übergang von einer Petersburger Hängung zum horror vacui wurde als fließend wahrgenommen.

Sammeln war für Hiltrud Neumann eine sehr persönliche und leidenschaftliche Angelegenheit. Nur sekundär ging es ihr um eine monetäre Investition. Im Vordergrund stand stets der persönliche Kontakt zu den einzelnen Kunstachaffenden als auch deren finanzielle Unterstützung. Neben der Freundschaft entwickelte sie eine stark ausgeprägte mäzenatische Verantwortung. Für ihr kulturelles Engagement wurde sie 2011 mit dem Rheinlandtaler des LVR ausgezeichnet.

Die Ausstellung der Sammlung Hiltrud Neumann gibt einen privaten Einblick in das Leben der Sammlerin als auch der rheinischen Kunstszene der vergangenen 40 Jahre. Der Mut sich auch für das Ungewöhnliche und bislang Unbekannte aktiv zu zeigen , zeichnet die Sammlerin aus. Ergänzend zum Sammlen hat Hiltrud Neumann auch ein dokumentarisches Archiv für ihre Künstler:innen angelegt, bestehend aus persönlicher Korrespondenz, Künstlerschriften und Publikationen.

 

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf mit dem Museum Goch, unterstützt durch die Kunststiftung Goch.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Pagina-Verlag, Goch mit Beiträgen des Museumskollegiums sowie Studierender der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf entstanden.

In dieser Ausstellung sind auf Grund der Vielzahl der Positionen nicht alle Kunstschaffenden vertreten. Im Nachlass vertreten sind: Künstler_innenliste_website, Stand 22.8.2022

 

Franz Engelen im Atelier der Künstlerin im Jahr 2018

Brigitte Gmachreich-Jünemann lebt und arbeitet in Kranenburg. Sie gehört zu den profiliertesten Druckgraphikerinnen unserer Region und kann inzwischen auf ein umfangreiches Oeuvre zurück blicken. Vielfach haben wir Sie in Einzel- oder auch Gruppenausstellungen gewürdigt.

2018 hat die Künstlerin unserem Freundeskreis Museum&Freunde e.V. ein umfangreiches Werk von graphischen Arbeiten geschenkt. Die Schenkung umfasst über 60 Werke aus allen Schaffensphasen, beginnend mit ganz frühen noch gegenständlichen Landschaftsbildern bis hin zu den auch im Format gewachsenen abstrakten Farb- und Formkompositionen.

Die geschenkten druckgraphischen Blätter fügen sich hervorragend ein in die über die Jahre kontinuierlich gewachsene Sammlung des Museums. Damit verfügen wir über ein einmaliges und exemplarisches Konvolut der Kranenburger Künstlerin.

Als Anlass Ihrer großzügigen Schenkung, zeigen wir in einer Ausstellung sämtliche Werke, die der Museum&Freunde e.V. mit großer Freude und Dankbarkeit angenommen hat.


Vom 19.08. bis zum 03.10.1994 waren Radierungen zu sehen, in denen die Künstlerin ihren abstrahierenden Umgang mit Landschaftsdarstellungen dem Publikum näher brachte.

Britische Dokumentarfotografie seit den 1960er Jahren.

Fotograf*innen:

John Bulmer, Rob Bremner, Thom Corbishley, Robert Darch, Anna Fox, Ken Grant, Judy Greenway, Mohamed Hassan, Paul Hill, David Hurn, Barry Lewis, Markéta Luskačová, Kirsty Mackay, Niall McDiarmid, Daniel Meadows, Peter Mitchel, Tish Murtha, John Myers, Jon Nicholson, Kevin O’Farrell, Martin Parr, Mark Pinder, Paul Reas, Simon Roberts, Syd Shelton, Dave Sinclair, Homer Sykes, Jon Tonks

Facing Britain vereint erstmals nahezu alle wichtigen Vertreter*Innen der Britischen Dokumentarfotografie in einer großen Übersichts-Ausstellung außerhalb Großbritanniens.

Lange vergessene und erst in den letzten Jahren wiederentdeckte Positionen wie John Myers, Tish Murtha oder Peter Mitchell werden neben Arbeiten von Weltstars wie Martin Parr gezeigt. Die Schau  bietet so einen einzigartigen Einblick in die mit Kontinentaleuropa und Nordamerika verflochtenen, aber auch unabhängigen Entwicklungen auf dem Feld der Fotografie in England, Schottland, Irland und Wales. Das Dokumentarische erweist sich als eine der großen Stärken der britischen Fotografie, die einen Teil Europas im Wandel facettenreich, überraschend und künstlerisch originell abzubilden vermag. Als zeitliche Klammer für Facing Britain wurde daher bewusst die Zeitspanne der Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union und ihres Vorläufers 1963-2020 gewählt. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Corona-Pandemie, erweist sich die Ausstellung als Zäsur in der künstlerischen Entwicklung einer ganzen Nation.

Beschrieben werden die verschiedenen Epochen vom Niedergang der Kohleindustrie über die Thatcher-Ära mit dem Falkland-Konflikt bis hin zum Brexit, der die Insel in zwei Lager spaltet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den von David Hurn, Tish Murtha, Daniel Meadows und Martin Parr geprägten 1970er und 1980er Jahren, als die künstlerische Dokumentarfotografie weltweit an Bedeutung gewinnt. Martin Parr beschreibt diese Jahrzehnte als „eine prägende Zeit für die britische Fotografie, in der die Stärke der Dokumentarbewegung wirklich lebendig wurde.“

In Großbritannien galt die Fotografie bis in die 1980er Jahre nicht als autonome Kunstform. Erst ab 1985 wurden Britische Fotografe*Innen in der Photographer‘s Gallery und Barbican Art Gallery in London oder dem British Council mit Ausstellungen gewürdigt.

Diese späte Ehrung der Pioniere der Britischen Dokumentarfotografie zeigte auch die Schwierigkeiten der Fotografie in Großbritannien. Insgesamt fällt es der Britischen Fotografie – abseits ihrer arrivierten Magnum-Fotografen wie David Hurn oder Martin Parr – schwer, sich auf dem internationalen Markt zu behaupten –, nicht zuletzt auch wegen der sozialkritischen oder politischen Inhalte und gesellschaftskritischen Ansätze, die etwa bei Ken Grant, Tish Murtha, Homer Sykes, Paul Reas oder Anna Fox unverkennbar sind.

Facing Britain präsentiert ein Porträt der einzigartigen Fremdartigkeit Großbritanniens – geteilt, ungleich und von Klassen durchzogen, jedoch geprägt von tiefer Zuneigung, Menschlichkeit und Humor. Die Aufnahmen sprechen für sich, legen Zeugnis von künstlerischen Konzepten und Haltungen ab und vermitteln historische Kontexte. Sie fordern eine Sicht auf das heutige Vereinigte Königreich abseits der Klischees ein. Ungleichheit und Identität sind nach wie vor die Schlüsselbegriffe, welche die Nation dominieren und definieren, was die Ausstellung aktueller denn je erscheinen lässt. Früher virulente Themen wie Jugendarbeitslosigkeit, Niedergang der Bergbauindustrie oder Protest und Demonstration gegen die Politik von Margaret Thatcher, werden in der Ausstellung historish beleuchtet und durch die beteiligten Fotograf*Innen kritisch hinterfragt. In den jüngsten Arbeiten von Kirsty Mackay, Paul Reas, Robert Darch oder Niall McDiramind spiegeln sich auch aktuelle Fragestellungen zu Themen wie Gendergerechtigkeit, Konsumgesellschaft, Rassismus, Brexit oder Migration

Ein weiterer Aspekt der Ausstellung ist der erste Blick auf Fotograf*innen und Impulse des „Black Britain“, die ihre unverwechselbare Perspektive in die britische Dokumentarfotografie einbrachten und ihren eigenen Themen eine künstlerische Stimme verliehen.

Die Ausstellung Facing Britain im Museum Goch wurde von Ralph Goertz entwickelt, der bereits Ausstellungen wie die „Martin Parr Retrospective“, „Two Rivers. Alec Soth / Joachim Brohm“, „Joel Meyerowitz Retrospective“, „Peter Lindbergh / Garry Winogrand: Women“ im NRW-Forum Düsseldorf, „Axel Hütte. Night and Day“ im Museum Kunstpalast oder aktuell „Subjekt und Objekt. Foto Rhein Ruhr“ in der Kunsthalle Düsseldorf kuratierte.

In seinen neuen Arbeiten untersucht Fabian Seyd (*1979 Königs Wusterhausen) das häusliche Umfeld. Die Geborgenheit und gleichzeitig die Enge des Wohnraums eröffnen das zentrale Spannungsfeld: Vielschichtige zwischenmenschliche Beziehungen prägen und werden geprägt von diesem konventionalisierten architektonischen Rahmen.

Unter dem Titel „home stories“ wird nicht nur Seyds charakteristische Malerei zu sehen sein, der glasklare Naturalismus, den der Künstler stets durch abstrakte Interventionen aufbricht. Wohnbereiche werden installativ rekonstruiert und durch skulpturale Metaphern umkreist, malerisch bearbeitete Fotografien und Collagen bilden einen formalen Gegenpol zu den dreidimensionalen Werken. Vertraut anmutende Räume verweisen auf gewesene Begegnungen und verschwommene Erinnerungen. Gleichzeitig sind ihnen jene Brüche mit dem beruhigend Bekannten inhärent, die für Fabian Seyds Kunst typisch sind: Heimelige Wärme und Nähe schlagen schnell um in Enge und Beklemmung, Freude des familiären Beisammenseins scheint aufgeladen mit latenten Erwartungshaltungen eines komplexen sozialen Geflechts.