Ein Bild von großer suggestiver Kraft ist das Gemälde Golgotha aus dem Jahr 2007 von Robert Klümpen. Durch die Bögen einer venezianischen Renaissancearchitektur erscheinen vor unseren Augen die drei Kreuze von Golgotha. Allerdings nehmen wir das Geschehen nur schemenhaft wahr, es bleibt unserem Blick auf die geschundenen Körper und die Kreuze durch rote, lose herabhängende Tücher, die zwischen die Arkaden gehängt sind, verdeckt. Seitdem ich zum ersten Mal vor diesem monumentalen Gemälde im Atelier des Künstlers stand, lässt es mich nicht mehr los. Vielleicht sind es die vielen kunsthistorischen und religiösen Bezüge, die vor dem geistige Auge erscheinen, vielleicht ist es die Erinnerung an die wunderbare Architektur Venedigs oder auch die Pracht der Farben, mit der der Künstler uns in seinen Bann zieht. Wie auch immer, die Begegnung mit eben diesem Bild führte unmittelbar zu dieser Ausstellung im Museum hier in Goch. Wie ich meine, die persönlichste gleichsam aber auch die wunderbarste Begründung für eine Ausstellung überhaupt.
Robert Klümpen ist ein außergewöhnlicher Maler. Sein Blick in die Welt ist geprägt von leuchtenden und zugleich irritierenden Farben, vom Blick auf das Unbedeutende und Beiläufige und dann wieder die große Bühne, wie wir sie in Golgotha vor Augen geführt bekommen.
Die Gemälde, die die Ausstellung in Goch 2011 vereint, legen beeindruckend Zeugnis ab für die malerische Kraft dieses Künstlers, bei dem Menschen indes selten in seinen Landschaften und seinen Städtebildern zu finden sind. Wäre da nicht die wahnsinnig aufregende Farbe, man wäre man geneigt von surrealen Traumbildern zu sprechen. Schnell wird deutlich, dass hier die Malerei, ja die Farbe selbst die eigentlichen Themen seiner Kunst sind. Robert Klümpen reiht damit sich in eine lange und große künstlerische Tradition europäischer Malerei ein. Seine Bilder faszinieren in der gleichen Weise in der sie zu irritieren vermögen – indem sie uns von einer Welt erzählen, die wir nur als Schattenriss wahrnehmen, durch die herabhängenden Vorhänge einer grandiosen Inszenierung. Und vielleicht erfüllt sich nach dem letzten Vorhang der Traum des Künstlers nach mehr Licht: Der Vorhang fällt und wir erblicken die Wirklichkeit.

Die Bilder des 1980 geborenen Gili Avissar beschäftigen sich mit dem Künstler und dem Schaffensprozess des Kunstwerkes selbst.
Dieses selbstreflektierende seines Werkes spiegelt sich in der Sichtbarmachung eigens für die Produktionen entstandener Objekte, wie Puppen oder Hausstaffagen. Gerade in der Verwendung der Puppen, mit denen der Künstler eine Weile zusammenlebt, sie mit ins Bett nimmt oder sie am täglichen Essen teilhaben lässt, offenbart sich diese biografische Absicht.
Immer wieder bringt der Künstler sich selbst mit ins Spiel, verschmilzt mit seinen Arbeiten und wird Eins mit seiner Kunst.
Formal arbeitet der Künstler mit trickfilmartigen Elementen aus denen sich die Inszenierungen seiner Themen zusammensetzen.

Im Museum Goch waren seine Arbeiten 2011 zu sehen.

In einer gemeinsamen Ausstellung 2011 stellen das Museum Schloss Moyland und das Museum Goch den Bildhauer Günther Zins in einer umfangreichen Ausstellung vor.
Mit seinen linearen Raumplastiken aus Stahl ist der Bildhauer, der 1951 im hessischen Butzbach geboren wurde, bekannt geworden.
Das Museum Goch zeigt einen umfassenden Überblick über das bildhauerische Werk. Die Ausstellung beginnt mit den frühen Bildobjekten der 80er Jahre. Hier finden sich bereits die zentralen Themen des Künstlers, die Linie und ihre vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten im Raum.
Dieses Thema mündet schließlich in den für das Museum Goch konzipierte Installation 13-Quader-Raum, in dem sich 13 unterschiedliche Raumkörper zueinander in Beziehung setzen.

Ergänzt werden die Stahlrohrarbeiten durch Zeichnungen, Gouachen und fotografische Blätter.
Das Museum Schloss Moyland zeigt in seinem Park neue Skulpturen, die der Künstler wirkungsvoll in die Architektur des Schlossgarten einfügt.

Katalog:
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Kerber Verlag, Bielefeld, mit Beiträgen von Marion Bornscheuer, Nina Schulz und Stephan Mann, 144 Seiten und ca. 110 Abbildungen zum Preis von 24,90 Euro für die Museumsausgabe.

Film:
Ralph Goertz, Institut für Kunstdokumentations- und Szenegrafie hat den Künstler beim Arbeiten und während des Aufbaus der Ausstellung begleitet. Preis: 15.- Euro


Unter dem Titel „Öffnung des Raums“ war Günther Zins bereits vom 03.07.1994 bis 07.08.1994 mit einer Einzelausstellung im Museum Goch zu sehen.

Die Ausstellung im Museum Goch – „Scusi, ma lei è felice?“ – ist bereits die zweite Einzelausstellung mit der italienischen Film- und Videokünstlerin Donatella Landi. Die Ausstellung vereint mehrere neue Videoproduktionen mit einer aktuellen Skulptureninstallation.
Seit den 90er Jahren beschäftigt sich Donatella Landi mit dem großen Themenfeld der Erinnerungskultur, basierend auf einem großen Erinnerungspotential aus Geschichte sowie Kunstgeschichte und untersucht sie in Filmen, Fotos sowie multimedia Installationen. In dieser Ausstellung thematisiert sie den Begriff der Heimat als kulturelle Zugehörigkeit. Das Werk von Donatella Landi zeichnet sich durch seine große erzählerische Kraft aus. Geschichte und Gegenwart begegnen sich und rufen Bilder von Sehnsüchten und Träumen wach, ohne sich in einer oberflächlichen Romantik zu verlieren, im Gegenteil.
Der Betrachter wird unmittelbar in eine intensive Begegnung verwickelt. „Der Prozess des Sehens bewirkt eine unmittelbare und intensive Begegnung mit der Arbeit. Aus dieser Begegnung formt sich ein staunenswerter Resonanzraum, die Seele und Geist anspricht”. (Louise Dery, 2013)

Im Zentrum unserer Ausstellung steht die erstmalige Präsentation der Videoarbeit „Wacht am Rhein“ (2013-2021), mit der Donatella Landi während ihres Aufenthalten auf der Raketenstation Hombroich im Rahmen ihres Künstleraufhaltes begonnen hat und das in diesem Jahr für unsere Ausstellung fertig gestellt wurde. Erstmals ist der Film hier in seinem vollen Umfang zu sehen. Der Film ist eine lange nächtliche Beobachtung des Rheins, wo langsam vorbeifahrende Schiffe und Kähne die einzige akustische und visuelle Präsenz sind. Schwarze Schatten, obskure Bilder, tierische Gestalten, aber auch Kriegsschiffe. Der Film baut auf diesen ambivalenten Wahrnehmungen auf: eine meditative Beobachtung der Schönheit des fließenden Wassers, der langsamen, schier endlosen Bewegungen der Schiffe und der Natur. Die gefilterten Geräusche evozieren gleichzeitig ein Gefühl tiefer Beunruhigung und ein subtiles, tiefes Gefühl der Angst.
Mit dem Titel bezieht sich die Künstlerin bewusst auf das berühmte deutsche Lied aus dem 19. Jahrhundert, das als das erste Lied gelten mag, das dazu beigetragen hat, die nationale Idee von Heimat – nicht nur als Heimat, sondern auch als kulturelle Zugehörigkeit – zu „formen“. Der Rhein als nationales Symbol, strategisch wie emotional zutiefst bedeutsam für die Epoche der Romantik bis hin zu den nationalen Strömungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, bietet für Donatella Landi die ideale Folie für diese Reflektion.

Landis Videoproduktionen leben von der Langsamkeit. Der Betrachter wird geradezu hineingezogen in die großartigen Bilder. Hat er sich erst einmal fest gesehen, gibt es kein Entrinnen mehr. Ihre Filme wirken wie aus der Zeit genommen. Kein anderer Fluss ist so mit der europäischen Frage nach Heimat verbunden, Heimat als etwas Trennendes, ebenso aber auch Heimat, als ein neues gemeinsames Lebensgefühl unseres Kontinents.
Diese zentrale Filmproduktion wird in der Ausstellung von weiteren neuen Viedeoarbeiten sowie einer skulpturalen Installation begleitet.
In den Videoserien „7 Conversations“ (2016-2019) und „Europareise“ befragt die Künstlerin animierte Kunstfiguren, die sich auf einer fiktiven Reise von Berlin ausgehend durch Europa bewegen, auf der Suche nach den liebgewonnenen Orten unserer Kultur.
In ihren unverständlichen Dialogen, die der Zuschauer durch die Untertitel verstehen kann, diskutieren sie über Kunst, Kino, Musik, europäische Grenzen, Migration und, beim Besuch archäologischer Stätten, über die Ursprünge der griechischen Kultur. Die Fremdartigkeit ihrer Weltsicht offenbart die Widersprüche und die Komplexität unseres Zustands.

Eine Installation aus zwei Skulpturengruppen, „Die richtige Höhe finden um sich direkt in die Augen zu schauen“ und „Die Totenmasken“ ergänzen die Ausstellung.
Im Begleitprogramm der Ausstellung zeigen wir im historischen Kino GOLI aus den fünfziger Jahren in Goch den Film „Excuse me, are you happy? Scusi, ma lei è felice?“ von Donatella Landi.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Pagina Verlag mit einem Beitrag von Barbara Scheuermann (Kunstmuseum Bonn).

Jörg Ahrnt, 1965 in Darmstadt geboren, bewegt sich seit vielen Jahren zwischen Deutschland und dem Iran.
Durch seine zahlreichen Reisen und längere Aufenthalte im Iran sind seine Arbeiten sowohl geprägt von der persischen Kultur als auch von der Gegenwart des Landes. Im Museum Goch zeigt Ahrnt nun unter dem Titel „Wie strömendes Wasser“ Zeichnungen sowie Fotografien der letzten Jahre. Das Wasser ist dabei das durchgängige Motiv dieser Arbeiten.
Bei seinen Recherchen fand Ahrnt in der Berliner Staatsbibliothek eine persische Miniaturmalerei des 14. Jahrhunderts. Die fein aquarellierte Zeichnung einer Flusslandschaft ist von großer Ausdruckskraft. Formal zeigt das Blatt die große Affinität zum Ornament, ohne die Gegenständlichkeit aufzugeben, wie sie sich in zahlreichen Miniaturen der Zeit wiederfindet. Jörg Ahrnt paraphrasiert dieses Original in seinen Zeichnungen und überträgt die ornamentale Schilderung in seine künstlerische Sprache. Dabei verzichtet er gänzlich auf die gegenständliche Einbindung und überzieht seine Blätter mit einer wellenförmigen Bewegung, die sich endlos, als „all over“ Struktur auch über das Blatt hinaus denken lässt. Diese großformatigen Zeichnungen hängen auf eigens konstruierten Holzgestellen, die den Bildern in der Ausstellung eine autonome Präsenz im Raum verleihen.
Korrospondierend zu diesen zentralen Arbeiten, begleiten weitere Einzelblätter die Präsentation. Auch losgelöst vom bildnerischen Impuls der spätmittelalterlichen Zeichnungen nimmt der Betrachter das fließende Element des Wasser wahr. Der geradezu monotonen formalen Bildstruktur steht die fein ausbalancierte Farbpalette gegenüber, die zu einer vibrierenden Oberfläche führt. Der zarten zeichnerischen Umsetzung stehen die Fotografien zur Seite. Sie führen den Betrachter in die Welt des heutigen Irans. Die Fotografien aus den Jahren 2005 bis 2009 spiegeln den Gegensatz, der archaischen, landwirtschaftlich geprägten Kultur auf der einen und dem „wuchtigen Einbruch der Moderne“ (Martina Weinhart) auf der anderen Seite wider.
Die Ausstellung lebt aus dieser Überlagerung von aktueller Situation und zeichnerischen Umsetzung einer traditionellen Bildidee. Das Wasser als existenziellem Lebenselement wird zum Symbol des Wandels einer Kultur, die der Künstler in einer sensiblen Begegnung sichtbar werden lässt. Der heutige Umgang mit dem Wasser ist dabei vielfach geprägt von einer radikalen Inbesitznahme durch mächtige politische Interessen. Das Austrocknen ganzer Flussläufe und die damit verbundene Veränderung von Landschaften ist ein Phänomen im heutigen Iran. So verschwinden die Urlandschaften, die in der frühen Miniaturmalerei noch dargestellt werden und zeigen eine Kultur im Umbruch.

Das Museum Goch zeigte 2010 Talia Keinan (*1978 Israel) in ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland.
Talia Keinan arbeitet im Bereich Video, Videoinstallation und Zeichnung. In Ihren Rauminszenierungen schafft sie eine eigene Welt, die sie selbst „life cyrcle“ (Lebenskreis) nennt. Ihre Videoarbeiten installiert und versteht die Künstlerin als skulpturale Arbeiten. Die Projektionsfläche selbst wird zur Skulptur und tritt dreidimensional in den Raum. Die Arbeiten stehen nicht für sich selbst sondern bedingen sich gegenseitig. Dabei spielt sowohl der Ton als auch das Licht eine entscheidende Rolle. Die Musik wird entweder speziell für ihre Arbeiten geschrieben oder eigene Tonaufnahmen werden für die Installationen bearbeitet bis sie zu einer Gesamtkomposition verschmelzen. Die Bildprojektionen auf Decke, Wände oder Boden sind häufig die einzige Lichtquelle im Raum und tragen zu der eigentümlichen Atmosphäre der Installationen bei. Sie gibt uns immer wieder sensible Einblicke in die karge israelische Landschaft und Gegenwart und die dort lebenden Menschen. Die Dramaturgie mit der sie die Alltäglichkeit in ihren Arbeiten komponiert, setzt sich in den zarten Zeichnungen fort. Mit minimalen Mittel gelingt es ihr den Betrachter und Besucher in eine ganz eigene Welt zu ziehen, eine Welt voller Magie und Zauber. Es gibt deutliche Symbole und verständliche Geschichten, aber auch Bilder von sehr persönlichem Ausdruck, Traumwelten, die uns verschlossen bleiben.

Am 1.12.2003 startete bei Aldi Süd unter großem Medieninteresse der Verkauf von 14 Grafiken, darunter die beiden Blätter „Silberfinger“ und „Wind, Wasser, Wolken“ von Felix Droese. Die auf dem Passepartout signierten Arbeiten wurden zu je € 12,99 angeboten. Innerhalb kürzester Zeit wurden 140.000 Exemplare in den ca. 1500 Filialen des Discounters verkauft.
Felix Droese kommentiert die enorme Nachfrage mit dem Kommentar, man sehe, wie groß die kulturelle Unterversorgung in Deutschland sei. Droese, der immer wieder soziale und gesellschaftliche Verhältnisse in seinen Aktionen und Arbeiten thematisiert, stellt erneut die Frage nach dem Wert des Kunstwerks. Unter dem Aldi Logo ist es ganz offensichtlich möglich, jenseits aller Diskussionen um den Begriff der Originalgrafik, Menschen für Kunst zu mobilisieren. Die Aldi Devise `Qualität ganz oben – Preis ganz unten´ überträgt der Künstler auf die von ihm angeboten Arbeiten. Dabei ist ganz offensichtlich, dass er mit dieser Aktion die enge Verknüpfung zwischen Kunst und Kunstmarkt erneut zur Diskussion und in Frage stellt. Wie definiert sich die Qualität dieser Arbeiten zwischen Olivenöl und Spaghetti jenseits der klassischen Vermittlung von Galerien und Museen?
Mit dem Einzug der Aldi Kunst ins Museum wird sich die Frage der Qualität neu stellen.
Droese bezeichnet dies als „Aktion Grundversorgung“ und möchte Kunst schaffen, die für alle Leute erschwinglich ist. Kunst wird, auch 40 Jahre nach Andy Warhol, umstrahlt vom Nimbus des Unerreichbaren. Dagegen setzt Droese sein Konzept von der Grundversorgung, die neben den primären Lebensbedürfnissen auch die Teilhabe am künstlerischen Leben beinhaltet.
„Ich hab´ die Kunde und Aldi hat die Kunden“, so einfach erklärt Droese seine Aktion. Bereits in den 20er Jahren wurden im Berliner Kaufhaus Tietz, dem heutigen KaDeWe, Werke von Käthe Kollwitz und Otto Nagel für ein paar Mark verkauft und in den 70er Jahren konnten Originalgrafiken von Gerhard Richter im Düsseldorfer Möbelhaus Berges erworben werden. Felix Droese (* 1950) war Teilnehmer der documenta 7 und vertrat die Bundesrepublik 1988 auf der Biennale in Venedig mit dem „Haus der Waffenlosigkeit“ im deutschen Pavillon. Für Droese ist Kunst heute „nicht mehr als Stilfrage, sonder als Wahrheitsfrage“ (F.D.) zu definieren. Gesellschaftspolitische Verantwortlichkeit ist für den Künstler daher bereits in seinen frühen Arbeiten ein wesentliches Anliegen. In unterschiedlichen Werkgruppen bringt er sich seit den 70er Jahren in aktuelle Diskussionen ein und begleitet sie.
Das Museum Goch visualisierte erstmalig in einer gemeinsam mit Felix Droese konzipierten Ausstellung die Verkaufsaktion bei Aldi-Süd sowie die sich anschließende Diskussion. Die Ausstellung wird mit ihren Objekten und künstlerischen Arbeiten sowie zahlreichen Dokumenten den Verlauf spannend aufbereiten und anschaulich machen.

Im Jahr 2010 zeigte das Museum Goch eine Übersicht über die entstandenen Editionen von Felix Droese, mit dem Schwerpunkt „Heimat am Niederrhein“.

Bereits im Jahr 2004 wurde im Museum Goch eine Ausstellung mit Werken von Felix Droese gezeigt.

Seit 1996 besprüht der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel ihm wichtige Kunstorte, wie Galerien und Museen, mit dem mehrdeutigen Symbol der Banane. Der Ursprung dieser Aktionen findet sich in einem katholischen Rheinberger Krankenhaus, in dem Thomas Baumgärtel einen fehlenden Korpus am Kreuz durch seine Frühstücksbanane ersetzte. Die sich hieran anschließende heftige Auseinandersetzung führte den Künstler zu einer bis heute andauernden Kunstaktion. Die Spraybanane wurde dabei zu seinem ganz persönlichen Markenzeichen. Im Laufe der Zeit wandelten sich die Aktionen von subversiven, nächtlichen Kunsteingriffen zu offiziellen Sprayaktionen.
Die Ausstellung „Bananenenzyklopädie“ spürt der Genealogie dieser Banane nach. Mit über 200 Objekten, Zeichnungen und Gemälden entfaltet sich in unseren Räumen der weitreichende Kosmos des Thomas Baumgärtel. Was zunächst mit einem sehr privates Statement begann, entwickelte sich zu einem Spiel von Aktion und Reaktion sowie zu einem Diskurs über die Bewertung von Kunst.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren zeigt die Ausstellung in Goch das Originalkreuz aus dem Jahr 1983. Der Faden spinnt sich schließlich bis hin zu den jüngsten gemalten Bildern, in denen Thomas Baumgärtel wieder zur Malerei zurückkehrt und völlig auf die Banane verzichtet. Der Ausstellungstitel „Bananenenzyklopädie“ verweist dabei auf einen wichtigen Aspekt des künstlerischen Werkes. Mit Hilfe der Banane gelingt es Thomas Baumgärtel seine eigene Kunstwelt zu ordnen und zu sortieren. Er selbst spannt sich mit seinem Symbol ein Netz von Orten auf. Was vielfach als objektives Wertsiegel wahrgenommen wird, ist nicht mehr und nicht weniger als ein persönliches und subjektives Statement zu einem Ort, an dem Kunst gezeigt oder gemacht wird. Die nahezu 4000 markierten Kunstorte in aller Welt sind damit auch wie ein persönliches Tagebuch zu lesen.
Für die Ausstellung sprühte Thomas Baumgärtel temporär das große Bananenkreuz auf eine Wand in den oberen Ausstellungsräumen.

Als ein Mitglied der Künstlergruppe „Könige der Herzen“ war Thomas Baumgärtel bereits in einer Ausstellung im Museum Goch vertreten.

Cees Andriessen zählt zu den bedeutendsten Vertretern seiner Generation in den Niederlande. 1940 in Wageningen geboren, studierte er in Nijmegen und Arnheim, wo er seit dem lebt und arbeitet. Cees Andriessen künstlerisches Medium ist das Papier und hier im besonderen der Originalholzschnitt.
In dieser graphischen Technik brachte er es zur absoluten Meisterschaft. Die abstrakte Formensprache ist seine Ausdrucksform. In immer neuen Variationen durchziehen mächtige Bildzeichen seine Blätter. Mit großer Entschiedenheit und formaler Sicherheit setzt er Zeichen. Zeichen, die sich berühren und im Dialog mit dem einzelnen Blatt ganz unmittelbar auch den Betrachter berühren. Andrissens Holzschnitte überzeugen, ebenso wie seine Zeichnungen durch ihre Sensibilität. Niemals gewinnnt man den Eindruck des Flüchtigen, des schnell hingesetzten, gleichwohl sie durchaus im schnellen Strich entstanden sein können. Etwas zeitloses wohnt ihnen inne, auch an archtypische Zeichen mag man sich erinnert fühlen.

Der Schweizer Künstler (* 1935) und ehemalige Professor der Düsseldorfer Kunstakademie zeigte unter dem Titel „Druckwerke“ sein umfangreiches druckgraphisches Werk im Museum Goch. Mit über 70 Arbeiten bot die Ausstellung einen umfassenden Einblick in das graphische Werk des Künstlers, das seit Beginn seines Schaffens eine autonome künstlerische Ausdrucksform darstellt. Während der letzten 50 Jahre nutzte Hüppi die unterschiedlichsten druckgraphischen Techniken und Möglichkeiten und passte sie auf eigene Vorstellungen unmittelbar an. Die neutrale Bezeichnung „Druckwerke“ stammt von ihm selbst und mag zeigen, dass nicht das Verfahren selbst, d.h. also die technischen Fähigkeiten im Vordergrund stehen, vielmehr das endgültige Werk in seiner Selbstbezogenheit. In der Ausstellung finden sich Beispiele aller Serien und Techniken. So sind die frühen Holzschnitte und Monotypien (seit 1950) ebenso vertreten, wie die Kupferstiche (seit 1958), die eine weitere „technische Verfertigung und Feinheit der Linie“ aufweisen. Seit 1965 experimentiert Hüppi mit der Serigraphie, in der schließlich die Fläche zum wichtigen gestalterischen Element wird. Auch hiervon finden sich exemplarische Arbeiten in der Ausstellung.
In Vitrinen zeigen wir zahlreiche Papierfaltungen, mit denen Hüppi immer wieder experimentiert. Ein bekanntes Beispiel aus seinem Oeuvre ist das offizielle Plakat zu den Olympischen Spielen 1972 in München, dessen Original wir zeigen. Schließlich zeigen wir in einem eigenen Raum die wichtige Werkgruppe der Rouleaus“. Die handelsüblichen Fensterrouleaus sind bevölkert von merkwürdigen Fabelwesen, die sich schwebend umschlinge , tauchen oder schwimmen und als liebenswerte Zwitterwesen ihr eigenes Leben führen. Sie nehmen schließlich Besitz von großformatigen Tüchern, die als Offsetlithos bzw. Macrotintenstrahldrucke seit 2003. Diese auf breiten Stoffbahnen (240 x 136 cm) gedruckten Bildfolgen, wie „Die letzte Reise“, entstanden auf Grundlage von unbeabsichtigt schlecht belichteten Fotos von Kirchenräumen. Hüppi brachte sie von seiner letzten Kursfahrt mit den Studenten der Düsseldorfer Akademie aus Armenien mit. Diese Fotos überzeichnete er und ließ sie schließlich auf das große hochformatige Tuchformat übertragen. Die komischen Strichfiguren „agieren offenbar jenseits historischer Zeiten“ und verleihen den historischen Bauten eine Leichtigkeit, wie sie Hüppi einmal formulierte:“Für mich ist das die höchste Möglichkeit der Kunst, dass sie angesichts des Todes erst recht die Heiterkeit bewahrt“. (Hüppi, Kunstforum international, Bd. 93, 1988) In ihrer gestalterisches Vielfalt sind die Druckwerke von Alfonso Hüppi einzigartig. Seine Gestaltung und sein Ausdrucksmittel sind im permanenten Wandel und so ist er seinem 1970 geäußerten Statement „Mein ganzen Bestreben ist Verwandlung“ bis heute treu geblieben. Wie in seinen plastischen und malerischen Werk geht es dem Künstler nicht um eine bedeutungsvolle Ikonographie. Zeichen und Formen begegnen sich und genügend sich selbst. Dabei entzieht er sich gern dem aktuellen Kunstbetrieb, um sich jenseits des Mainstreams zu etablieren.

Hueppi, Alfonso 2015 © Museum Goch

Der 1966 in Dresden geborene  Roland Fuhrmann zählt seit einigen Jahren zu den wichtigen Objektkünstlern Deutschlands. Er studierte zunächst auf Burg Giebichenstein, anschließend bei Christian Boltanski an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris wo er  mit seinem Diplom für Bildende Kunst abschloss.
Bisher fanden viele seiner Objekte als Kunst am Bau besondere Beachtung, so in den Stadtwerken und des Max-Planck-Instituts in Halle.
In Goch entwarf Roland Fuhrmann für das neue Rathaus den „Roten Hügel“, eine Stahlskulptur, die zwischen historischem und neuem Rathausgebäude vermitteln wird.
In seiner Ausstellung beschäftigt sich der Künstler mit dem Thema unserer Wertvorstellungen. Die absurde Idee, alle Wertvorstellungen dieser Welt in Zahlen ausdrücken zu können, wird er in einer Installation, die eigens für das Gocher Museum entwickelt wird, thematisieren. Mit vier großen Förderbändern auf denen unzählige Geldmünzen bewegt werden, verbildlicht Fuhrmann den monetären Kreislauf als Grundlage unseres marktwirtschaftlichen Werteverständnisses. In weiteren Objekten diskutiert er schließlich die soziale Komponente eines marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftssystems. Besonderes Interesse gilt dabei dem Automobil, dem populärsten deutschen Werteobjekt Nr. 1. Dazu wird eine Installation zu sehen sein, die den permanenten Stau von Autos simuliert.
In weiteren Arbeiten reflektiert Fuhrmann schließlich  allgemeine Wertvorstellungen wie Gebote, Eide und Moral.

Im Frühjahr 2008 installierte Roland Fuhrmann im Bereich des neuen Rathauses in Goch seine Skulptur „Roter Berg“.

www.rolandfuhrmann.de

Im Jahr 2013 widmen wir der 1966 in Johannesburg geborenen Künstlerin Jodi Bieber in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm eine umfangreiche Einzelausstellung – die erste in Deutschland.

Wir präsentieren die großen Werkzyklen und zeigen damit die ganze Bandbreite von Jodi Biebers fotografischem Schaffen der vergangenen 15 Jahren.
Die gesellschaftlich Themen, denen sie sich in ihren Arbeiten widmet, kreisen immer um die soziale Ungerechtigkeit und das Miteinander der Menschen. Ob es sich um den latent mit Angst besetzte Alltag von Kinder und Jugendlichen in Südafrika handelt, oder sie sich mit ihren Frauenportraits mit dem neuen Selbstbewusstsein der Frau beschäftigt, Jodi Bieber diskutiert in ihren Arbeiten die gesellschaftliche Realität unserer Zeit. Als Fotografin ist sie weltweit unterwegs, mit ihren Arbeiten aus Asien oder Europa hat Sie immer wieder Diskussionen angeregt. Ihre Fokus aber bleibt nach wie der afrikanische Kontinent, wo so bedeutende Serien, wie „Real Beauty“ oder„Survivors of Domestic Violence“ entstanden, in denen sie den Opfern häuslicher Gewalt ein eindringliches Denkmal setzt.

Die in Johannesburg aufgewachsene Jodi Bieber absolvierte ihre Fotografen-Ausbildung zunächst am Market Photography Workshop in Johannesburg, einer 1989 von David Goldblatt gegründeten Fotoschule und Galerie. 1993 ging sie zur damals größten Tageszeitung Südafrikas The Star in Johannesburg, wo sie zunächst unter der Leitung von Ken Oosterbroek weiter ausgebildet wurde. Für The Star arbeitete sie auch während der ersten freien demokratischen Wahlen Südafrikas. Der internationale Durchbruch gelang Jodi Bieber drei Jahre später: 1996 wurde sie eingeladen, an der Masterclass von World Press Photo in Amsterdam teilzunehmen, einer von Joop Swart initiierten, weltweit renommierten Fortbildung für junge, hoch begabte Fotografen unter der Leitung von etablierten Fotojournalisten. Nachfolgend bekam Jodi Bieber Aufträge von Zeitschriften wie dem New York Times Magazine, GEO oder dem Stern, auch arbeitet sie für Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder amnesty international.

Die Ausstellung wird realisiert in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm.

Mbongeni Buthelezis Ausgangsprodukt ist der Plastikabfall seiner unmittelbaren Umgebung. Er sammelt, zerschneidet und klebt die mit einer Heißluftpistole behandelten Plastikteile zu einem neuen Bild zusammen.

Formal wie motivisch bewegt sich Buthelezi in seinen  „Kunststoff-Bildern“ zwischen Figuration und Abstraktion. In den bisweilen sehr farbigen Collagen reflektiert er seine Welt, Szenen aus den Straßen von Johannesburg oder Sowetos, die Obdachlosen ebenso wie die spielenden Kinder aber auch Straßenverkäufer und einfache tägliche Begebenheiten. Es ist keineswegs nur die Armut, die seine Themenwelt bestimmt, vielmehr verbirgt sich in den farbenfrohen Collagen auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in seiner Heimat, zehn Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid.

1994 hatte Nelson Mandela mit den Worten „eine Regenbogennation, in Frieden und Freiheit mit sich und der Welt“ eine Vision für Südafrika und da­mit das Ende der Apartheid beschrieben. Zehn Jahre später versucht das Museum Goch mit Mbongeni Buthelezi den kritischen Blick auf ein Land zu lenken, das von diesen Visionen weit entfernt scheint.

Wir sehen uns im Kontext der Ausstellung „New Identities. Zeitgenössische Kunst aus Südafrika“ die ebenfalls noch bis zum 7.11.2004 im Museum Bochum gezeigt wird. Während dort ein allgemeiner Überblick über die junge Kunst Südafrikas zu sehen ist, fokussiert das Museum Goch nun eine herausragende Einzelposition.

Die Ausstellung umfasst ca. 20 Bilder, darunter ein großformatiges Gemälde von 550 x 180 cm, das Mbongeni Buthelezi im Sommer in seinem Studio in Johannesburg fertiggestellt hat. Hinzu kommen neun Portraits, die im August 2004 bei einem Arbeitsaufenthalt auf Sylt entstanden.

In einem Ausstellungsraum arbeitet Buthelezi an einer Installation, bei der er in kleine Teile zerschnittene Plastiktüten zu einer dreidimensionalen Collage verarbeitet.

Zur Ausstellung erscheint der erste monografische Katalog des Künstlers mit allen neuen Arbeiten, der Gocher Installation sowie Texten aus Südafrika und Deutschland.

Gerne schicken wir Ihnen auf Wunsch einen Katalog zu.

Die Ausstellung wird im kommenden Jahr in der Johannesburg Art Gallery zu sehen sein.

Wir danken der Kunststiftung NRW und der Plastics Federation of South Africa für ihre Unterstützung.

 

Nach seinem Kunststudium in Berlin und London ging Etzold (*1965) 1996 als Sti­pendiat nach New York, wo er seither lebt und arbeitet.
Waren es seinerzeit vor allem Tierpräparate, die Etzold in naturhistorischen Museen fotografierte und anschließend in seine Malerei übertrug, so hat er sich inzwischen bevorzugt Exponaten landeskundlicher Sammlungen zugewandt, ethnologische Sammelkunst, Dokumente der Bürgerkriege und Siedlungsgeschichte, ausgestopfte Kojoten oder eine simulierte Büffeljagd: der Künstler greift auf die klassischen The­men nordamerikanischer Geschichte zurück, wie sie in dortigen Museen auf Schautafeln, in Vitrinen und Diarahmen dargestellt werden.
Ebenso wie die oftmals kuriosen Arrangements interessieren ihn dabei die spezifi­schen Raum- und Lichtverhältnisse solcher musealen Präsentationen, die er in de­tailgenauen Schilderungen auf der Bildfläche einfängt. Und doch geht es dem Künstler nicht um eine mimetische Wiedergabe, sondern um das Nebeneinander disparater Bild- und Textinformationen, das sich in Fragmentierungen und harten Schnittkanten, in der Spiegelung und Verzerrung der gemalten Schaustücke mani­festiert. Dabei verdanken sich diese Irritationen nicht zuletzt der Fotografie als „Zwi­schenmedium“ seiner Bildfindungen, sei es als foto-typischer Farbstich oder in der filterähnlichen Überlagerung verschiedener Perspektiven und Raumebenen. Was der Künstler somit in immer neuen Versionen vor Augen führt, sind die Konserven einer museal aufbereiteten Vergangenheit, die zum Modellfall seiner malerischen Untersu­chungen werden.