Mit einer umfangreichen Ausstellung präsentieren wir zum zweiten Mal die Sammlung Hiltrud Neumann. Unter dem Titel „Die Kunst sucht sich ihren Platz.“ zeigen wir über 130 ausgewählten Kunstwerke aus der Privatsammlung, die 2015 der Kunststiftung Goch geschenkt wurde.

In der Ausstellung sind folgende Künstler und Künstlerinnen mit Arbeiten vertreten:

Bormann, Peter     Brand, Axel     Bresinski, Jan     Breuer-Kieven, Ursula    Demary, Stefan     Döring-Spengler, Herbert     Erkens, Ro    Ettl, Georg     Forster, Hannes     Gärnter, Klaus     Grigat, Ulla     Hahn, Wolfgang     Heming, Karl-Heinz     Hoover, Nan     Jetelová, Magdalena     Kaiser, Andreas     Koch, Heiner     Kremser, Christel     Kuball, Mischa     L’Hoest, Johanna     Langanke, Ingrid     Lersch, Martin     Mosley, Tom     Paschold, Carola    Penone, Giuseppe     Racic, Jasko     Rohlfing, Rita     Rückriem, Ulrich    Sambolec, Duba     Schlesinger, Rolf     Schmitt, Klaus     Shachar, Gil     Virnich, Thomas     Wegner, Shirley     Weiss, Clemens     Wilken, Frauke     Windheim, Dorothee von     Zarm, Brigitte     Zins, Günther

 

Nach zweijähriger Bearbeitung durch unsere Volontärin haben wir neue Einblicke in die Sammlung gewonnen und nehmen den Besucher mit auf dem Weg einer Privatsammlung hin zu einer öffentlichen Sammlung.

Nach einer jahrelangen Freundschaft zur Sammlerin wurde 2015 die Schenkung der Sammlung besiegelt. Die umfangreiche Sammlung mit einer Objektanzahl von ca. 3500 Werken wurde über 40 Jahre zusammengetragen. Schwerpunkte waren zunächst lokale Künstler:innen aus Mönchengladbach, was sich in den folgenden Jahren auf Künstler:innen des Rheinlandes zwischen Köln und Düsseldorf erweiterte. Teilweise sind auch internationale Positionen vertreten, die Hiltrud Neumann durch ihr großes Netzwerk und den Stipendien in Mönchengladbach kennenlernte. Größere Konvolute besitzt die Sammlung zum Beispiel von Heiner Koch, Martin Lersch, Ingrid Langanke, Georg Ettl oder Klaus Schmitt.

Die Sammlung umfasst Objekte aller künstlerischer Gattungen wie Skulptur, Malerei, Druckgraphik, Fotografie sowie Video. Vereinzelt sind auch installative Arbeiten mit einem konkreten Raumbezug vertreten. Zusammengetragen wurden die Arbeiten im unmittelbaren Wohnumfeld der Sammlerin in Mönchengladbach-Hardt. Mit dem Ausspruch „die Kunst sucht sich ihren Platz“ wurde jedem einzelnen Objekt ein Präsentationsort in der privaten Wohnung zugewiesen. Dieser Prozess konnte bis zu mehrere Wochen dauern. Teilweise waren die Werke in Kommunikation zueinander gesetzt, teilweise gab es einzelne Künstler:innenbereiche. Über die Jahre hinweg wurden die Möglichkeiten, die Objekte zu platzieren immer geringer. Schließlich kann man die Präsentation der Sammlung in den Privaträumen als Gesamtkunstwerk bezeichnen: der Übergang von einer Petersburger Hängung zum horror vacui wurde als fließend wahrgenommen.

Sammeln war für Hiltrud Neumann eine sehr persönliche und leidenschaftliche Angelegenheit. Nur sekundär ging es ihr um eine monetäre Investition. Im Vordergrund stand stets der persönliche Kontakt zu den einzelnen Kunstachaffenden als auch deren finanzielle Unterstützung. Neben der Freundschaft entwickelte sie eine stark ausgeprägte mäzenatische Verantwortung. Für ihr kulturelles Engagement wurde sie 2011 mit dem Rheinlandtaler des LVR ausgezeichnet.

Die Ausstellung der Sammlung Hiltrud Neumann gibt einen privaten Einblick in das Leben der Sammlerin als auch der rheinischen Kunstszene der vergangenen 40 Jahre. Der Mut sich auch für das Ungewöhnliche und bislang Unbekannte aktiv zu zeigen , zeichnet die Sammlerin aus. Ergänzend zum Sammlen hat Hiltrud Neumann auch ein dokumentarisches Archiv für ihre Künstler:innen angelegt, bestehend aus persönlicher Korrespondenz, Künstlerschriften und Publikationen.

 

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf mit dem Museum Goch, unterstützt durch die Kunststiftung Goch.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Pagina-Verlag, Goch mit Beiträgen des Museumskollegiums sowie Studierender der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf entstanden.

In dieser Ausstellung sind auf Grund der Vielzahl der Positionen nicht alle Kunstschaffenden vertreten. Im Nachlass vertreten sind: Künstler_innenliste_website, Stand 22.8.2022

 

Franz Engelen im Atelier der Künstlerin im Jahr 2018

Brigitte Gmachreich-Jünemann lebt und arbeitet in Kranenburg. Sie gehört zu den profiliertesten Druckgraphikerinnen unserer Region und kann inzwischen auf ein umfangreiches Oeuvre zurück blicken. Vielfach haben wir Sie in Einzel- oder auch Gruppenausstellungen gewürdigt.

2018 hat die Künstlerin unserem Freundeskreis Museum&Freunde e.V. ein umfangreiches Werk von graphischen Arbeiten geschenkt. Die Schenkung umfasst über 60 Werke aus allen Schaffensphasen, beginnend mit ganz frühen noch gegenständlichen Landschaftsbildern bis hin zu den auch im Format gewachsenen abstrakten Farb- und Formkompositionen.

Die geschenkten druckgraphischen Blätter fügen sich hervorragend ein in die über die Jahre kontinuierlich gewachsene Sammlung des Museums. Damit verfügen wir über ein einmaliges und exemplarisches Konvolut der Kranenburger Künstlerin.

Als Anlass Ihrer großzügigen Schenkung, zeigen wir in einer Ausstellung sämtliche Werke, die der Museum&Freunde e.V. mit großer Freude und Dankbarkeit angenommen hat.


Vom 19.08. bis zum 03.10.1994 waren Radierungen zu sehen, in denen die Künstlerin ihren abstrahierenden Umgang mit Landschaftsdarstellungen dem Publikum näher brachte.

Britische Dokumentarfotografie seit den 1960er Jahren.

Fotograf*innen:

John Bulmer, Rob Bremner, Thom Corbishley, Robert Darch, Anna Fox, Ken Grant, Judy Greenway, Mohamed Hassan, Paul Hill, David Hurn, Barry Lewis, Markéta Luskačová, Kirsty Mackay, Niall McDiarmid, Daniel Meadows, Peter Mitchel, Tish Murtha, John Myers, Jon Nicholson, Kevin O’Farrell, Martin Parr, Mark Pinder, Paul Reas, Simon Roberts, Syd Shelton, Dave Sinclair, Homer Sykes, Jon Tonks

Facing Britain vereint erstmals nahezu alle wichtigen Vertreter*Innen der Britischen Dokumentarfotografie in einer großen Übersichts-Ausstellung außerhalb Großbritanniens.

Lange vergessene und erst in den letzten Jahren wiederentdeckte Positionen wie John Myers, Tish Murtha oder Peter Mitchell werden neben Arbeiten von Weltstars wie Martin Parr gezeigt. Die Schau  bietet so einen einzigartigen Einblick in die mit Kontinentaleuropa und Nordamerika verflochtenen, aber auch unabhängigen Entwicklungen auf dem Feld der Fotografie in England, Schottland, Irland und Wales. Das Dokumentarische erweist sich als eine der großen Stärken der britischen Fotografie, die einen Teil Europas im Wandel facettenreich, überraschend und künstlerisch originell abzubilden vermag. Als zeitliche Klammer für Facing Britain wurde daher bewusst die Zeitspanne der Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union und ihres Vorläufers 1963-2020 gewählt. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Corona-Pandemie, erweist sich die Ausstellung als Zäsur in der künstlerischen Entwicklung einer ganzen Nation.

Beschrieben werden die verschiedenen Epochen vom Niedergang der Kohleindustrie über die Thatcher-Ära mit dem Falkland-Konflikt bis hin zum Brexit, der die Insel in zwei Lager spaltet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den von David Hurn, Tish Murtha, Daniel Meadows und Martin Parr geprägten 1970er und 1980er Jahren, als die künstlerische Dokumentarfotografie weltweit an Bedeutung gewinnt. Martin Parr beschreibt diese Jahrzehnte als „eine prägende Zeit für die britische Fotografie, in der die Stärke der Dokumentarbewegung wirklich lebendig wurde.“

In Großbritannien galt die Fotografie bis in die 1980er Jahre nicht als autonome Kunstform. Erst ab 1985 wurden Britische Fotografe*Innen in der Photographer‘s Gallery und Barbican Art Gallery in London oder dem British Council mit Ausstellungen gewürdigt.

Diese späte Ehrung der Pioniere der Britischen Dokumentarfotografie zeigte auch die Schwierigkeiten der Fotografie in Großbritannien. Insgesamt fällt es der Britischen Fotografie – abseits ihrer arrivierten Magnum-Fotografen wie David Hurn oder Martin Parr – schwer, sich auf dem internationalen Markt zu behaupten –, nicht zuletzt auch wegen der sozialkritischen oder politischen Inhalte und gesellschaftskritischen Ansätze, die etwa bei Ken Grant, Tish Murtha, Homer Sykes, Paul Reas oder Anna Fox unverkennbar sind.

Facing Britain präsentiert ein Porträt der einzigartigen Fremdartigkeit Großbritanniens – geteilt, ungleich und von Klassen durchzogen, jedoch geprägt von tiefer Zuneigung, Menschlichkeit und Humor. Die Aufnahmen sprechen für sich, legen Zeugnis von künstlerischen Konzepten und Haltungen ab und vermitteln historische Kontexte. Sie fordern eine Sicht auf das heutige Vereinigte Königreich abseits der Klischees ein. Ungleichheit und Identität sind nach wie vor die Schlüsselbegriffe, welche die Nation dominieren und definieren, was die Ausstellung aktueller denn je erscheinen lässt. Früher virulente Themen wie Jugendarbeitslosigkeit, Niedergang der Bergbauindustrie oder Protest und Demonstration gegen die Politik von Margaret Thatcher, werden in der Ausstellung historish beleuchtet und durch die beteiligten Fotograf*Innen kritisch hinterfragt. In den jüngsten Arbeiten von Kirsty Mackay, Paul Reas, Robert Darch oder Niall McDiramind spiegeln sich auch aktuelle Fragestellungen zu Themen wie Gendergerechtigkeit, Konsumgesellschaft, Rassismus, Brexit oder Migration

Ein weiterer Aspekt der Ausstellung ist der erste Blick auf Fotograf*innen und Impulse des „Black Britain“, die ihre unverwechselbare Perspektive in die britische Dokumentarfotografie einbrachten und ihren eigenen Themen eine künstlerische Stimme verliehen.

Die Ausstellung Facing Britain im Museum Goch wurde von Ralph Goertz entwickelt, der bereits Ausstellungen wie die „Martin Parr Retrospective“, „Two Rivers. Alec Soth / Joachim Brohm“, „Joel Meyerowitz Retrospective“, „Peter Lindbergh / Garry Winogrand: Women“ im NRW-Forum Düsseldorf, „Axel Hütte. Night and Day“ im Museum Kunstpalast oder aktuell „Subjekt und Objekt. Foto Rhein Ruhr“ in der Kunsthalle Düsseldorf kuratierte.

In seinen neuen Arbeiten untersucht Fabian Seyd (*1979 Königs Wusterhausen) das häusliche Umfeld. Die Geborgenheit und gleichzeitig die Enge des Wohnraums eröffnen das zentrale Spannungsfeld: Vielschichtige zwischenmenschliche Beziehungen prägen und werden geprägt von diesem konventionalisierten architektonischen Rahmen.

Unter dem Titel „home stories“ wird nicht nur Seyds charakteristische Malerei zu sehen sein, der glasklare Naturalismus, den der Künstler stets durch abstrakte Interventionen aufbricht. Wohnbereiche werden installativ rekonstruiert und durch skulpturale Metaphern umkreist, malerisch bearbeitete Fotografien und Collagen bilden einen formalen Gegenpol zu den dreidimensionalen Werken. Vertraut anmutende Räume verweisen auf gewesene Begegnungen und verschwommene Erinnerungen. Gleichzeitig sind ihnen jene Brüche mit dem beruhigend Bekannten inhärent, die für Fabian Seyds Kunst typisch sind: Heimelige Wärme und Nähe schlagen schnell um in Enge und Beklemmung, Freude des familiären Beisammenseins scheint aufgeladen mit latenten Erwartungshaltungen eines komplexen sozialen Geflechts.

In der bunten Figurenwelt des M. S. Bastian gibt es eine ureigene, archaische Grundfigur, die seit Jahren immer wieder auftaucht: Pulp. Diese Kunstfigur gibt der Gocher Ausstellung ihren Namen und ist auf vielen gezeigten Arbeiten präsent.
Die Welt des M.S. Bastian ist eine Welt der Figuren, Monstren und Köpfen, eine Welt von einstürzenden Städten, explodierenden Jukeboxen und immer wieder miteinander kommunizierenden Menschen.
Seine Bilder entsprechen einer inneren Haltung, dass alles um ihn herum kommentiert sein will, dass seine Geschichten keinen Anfang und kein Ende haben und dass sie aus dem richtigen Leben stammen müssen, was beim Betrachten seiner Arbeiten den Eindruck von Zeitgeist entstehen lässt. (W. v. Gunten)
Die allgemein verständliche Bildsprache, die sich der Künstler zu eigen gemacht hat, entspringt der bunten Welt des Comics. Aber wie dort, entfaltet sich hinter den vitalen und lustigen Geschichten eine ernste, meist ironische Gesellschaftskritik, die aufzudecken, dem Betrachter aufgegeben wird.

Für Goch konzipierte Bastian zusammen mit seiner Partnerin Isabelle eine raumfüllende Installation wozu auch eine große Wandarbeit zählt. In Ihr entfaltet er seine einzigartige Ideen- und Figurenwelt.
Die Gocher Ausstellung gibt zum ersten mal einen beieindruckenden Überblick über 20 Jahre künstlerische Arbeit eines Künstlers, der die Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Comic auf beeindruckende Weise formuliert.

Als ein Mitglied der Künstlergruppe „Könige der Herzen“ war M.S. Bastian bereits in einer Ausstellung im Museum Goch vertreten.

 

 

Julia Bünnagel ist eine zeitgenössische Bildhauerin, Installationskünstlerin und Soundperformerin aus Köln.

Julia Bünnagels breit gefächertes künstlerisches Instrumentarium umfasst neben Sägezeichnungen, Papierarbeiten, Schrift, Licht und kybernetischen Objekten bildhauerisch bearbeitete Schallplatten, die sie während Performances zu rhythmischen Soundscapes, eigens erzeugten Klanglandschaften, mischt. Sie ist Mitglied des Künstlerkollektivs Sculptress of Sound, das seit 2011 mit ‚spectodramatischen Soundperformances’ auftritt.

In ihren großformatigen modularen Installationen, die den Raum zuweilen überformen und in eine begehbare Landschaft verwandeln können, fließen audiovisuelle Beobachtungen aus Bereichen wie Kybernetik, Architektur, Science Fiction, Musik und Wahrnehmungstheorie mit ein. Die gemeinsame mathematische Grundlage von Sound und Geometrie, das Spannungsfeld von Linie und Fläche, Volumen und Leere bilden Bezugspunkte.

http://juliabuennagel.de/de

In Bilder von Kriegen geht es um die Kontinuität eines militärischen Blicks auf unsere Landschaft, die sich jederzeit in ein Instrument der Kriegführung verwandeln kann.
Bilder und Materialien aus dem Projekt werden an insgesamt vier verschiedenen Orten in der Region am Niederrhein gezeigt.
In Goch werden mittels gefundener und bei Besuchen vor Ort entstandener Aufnahmen die Veränderungen auf dem Gelände der Reichswaldkaserne dokumentiert. Die Bilder der Neu-Erschließung des Areals nach Abriss der Kaserne lassen die Grenzen zwischen einem Vorher und Nachher verschwimmen. Sie machen eine Landschaft im Umbruch sichtbar, die dauerhaft Prozessen teilweise gewaltsamer Veränderungen ausgesetzt ist.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sollte mit der Operation Blockbuster im Frühjahr 1945 der militärische Durchbruch der alliierten Streitkräfte im Reichswald und damit der Weg zur Rheinüberquerung gelingen. Die Kämpfe dieser Zeit haben das Gros der Städte und Dörfer am Niederrhein in kompletter Zerstörung hinterlassen.
Heute hat der Begriff Blockbuster eine Bedeutungsebene, die sich auch auf die unterschiedlichen Darstellungsformate von Kriegen, deren Mediatisierung und Rezeption durch die Öffentlichkeit bezieht.
So spielt die Präsentation auf die Grenzen des Darstellbaren militärischer Szenarien an, die sich zwischen oftmals zwischen Fiktion und realen Bezügen bewegen. Als inhaltliches und metaphorisches Bindeglied für die Diskrepanz zwischen dem was sichtbar sein kann und dem was im Verborgenen bleiben soll, fungiert dabei das bis heute aktive Central Europe Pipeline System, CEPS, eine Versorgungspipeline der NATO, über die Flughäfen und andere militärische Standorte miteinander verknüpft sind. Die in verschiedenen Archiven und Sammlungen recherchierten Bilder werden mit aktuellen Fotografien relevanter Orte über Zeitlinien hinweg zu neuen Narrativen verbunden und in Installationen miteinander in Beziehung gesetzt.
Das Projekt wird durch das Land NRW, den Kulturraum Niederrhein e.V, die Stadt Goch, die Gemeinde Weeze und das Kulturamt der Stadt Neuss gefördert. Ab Ende April wird die Bühne des ASTRA-Theaters, das heute Teil des Royal Air Force Museums am Flughafen Weeze ist, mit einer Installation bespielt. In Neuss werden im September Bilder im ehemaligen ABC-Schutzraum unterhalb des Rathauses und im Atelierhaus der Stadt im Hafen inszeniert.

Jan Lemitz (*1971) lebt und arbeitet als Fotograf in Düsseldorf. Die Zusammenhänge von Landschaft, Architektur, Infrastruktur und deren fotografische Darstellungsweisen  ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Praxis.

Der Radiobeitrag WDR5 Scala von Thomas Frank ist in unserer Medienbibliothek – Tonbeiträge 2017 zu finden.

Thomas Lüers Arbeiten nähern sich mit einer zuweilen minimalistischen Reduktion ihrem Gegenstand an – dabei handelt es sich oft nur um einen einfachen Ausschnitt, ein winziges Detail aus einem größeren Zusammenhang. Wie beiläufig beobachtet er alltägliche Phänomene in verschiedenen Arbeitswelten oder im öffentlichen Raum. Mit subtiler Präzision macht der Künstler sichtbar, was oft verborgen bleibt: Licht. Wind. Kleinste Teilchen. Zugleich werden durch seine Pars-pro-toto-Strategie soziologische, wissenschaftstheoretische oder semiotische Fragestellungen aufgegriffen.

Lüer denkt seine Arbeiten, wie nun auch für das Museum Goch für jeden Ausstellungsort neu. Er arbeitet jedoch nicht ortsspezifisch, sondern situationsspezifisch.

ROTATION II, 2017

Rotation II widmet sich, wie bereits Rotation I, der Auseinandersetzung mit visuellen Mustern und den damit verbundenen Prozessen von Wahrnehmung und Erkenntnis. Als installative Setzung im Raum changiert die Arbeit bewusst zwischen skulpturalem Objekt und technischer Apparatur. Auf einem Ring sind in konstanten Abständen metallische Zylinder angeordnet, aus deren Innerem punktuell Lichtimpulse sichtbar werden. Die Abfolge der Lichtsignale erscheint weitestgehend chaotisch, eine Vorhersage, an welcher Stelle das nächste Ereignis auftreten wird, scheint unmöglich. Der Betrachter sieht sich zurückgeworfen auf die Position des externen Beobachters eines Black-Box-Systems, dessen innere Arbeitsprinzipien letztlich verborgen bleiben. Fragen nach den Bedingungen und der Bestimmbarkeit von informativen Codes wie auch von Zufälligkeit rücken in den Fokus. Angesichts der klaren formalen Anlage der Arbeit manifestieren sich gleichwohl essentielle Gegensätze und Ambivalenzen, etwa zwischen der Materialität und Statik der Konstruktion und dem immateriellen Charakter der einer eigen Dynamik folgenden Lichterscheinungen. Rotation II fragt damit letztlich nach den Beziehungen und Divergenzen zwischen einer dinglichen Welt und der Sphäre der Erscheinungen.

HELIX, 2012 

Helix kreist um grundsätzliche Fragen der Produktion und Rezeption von Bildern und bezieht sich auf ein analoges Verfahren der Bildwiedergabe aus den 1930er Jahren. Dabei wird mittels einer rotierenden Spiegelschraube ein Bild jeweils partiell auf einen Bildschirm umgelenkt, wo es in der Wahrnehmung wieder zur Gesamtheit gelangt. Thomas Lüers raumgreifende Skulptur verweist in ihrer schraubenartig gedrehten Form wie auch den spiegelnden Oberflächen auf dieses Verfahren, weicht aber zugleich in zwei entscheidenden Punkten von dem „Vorbild“ ab. Einerseits ist Lüers Skulptur statisch, führt also keine Rotationsbewegung aus, zum anderen gibt es keinen projizierenden Lichtstrahl, der auf die spiegelnden Außenflächen der Skulptur geworfen wird. Helix unterläuft als skulpturale Setzung jene Funktionszusammenhänge, wie sie ursprünglich mit der Bildübertragung verbunden sind.
Ein bestimmendes Moment dieser Arbeit ist ihre Stellung im Raum. Dieser wird von der Skulptur nahezu vollständig ausgefüllt, auf die Funktion auf eine umschließende Box reduziert. Dem Betrachter ist der Zutritt geradezu verstellt und jede Möglichkeit genommen, den rückwärtigen Bereich der Skulptur einzusehen. Der Rezipient bleibt buchstäblich ein „Außenstehender“, sein Blick auf die spiegelnde Vorderseite der Skulptur beschränkt. Hier wird auf den gegeneinander verschobenen Lamellen ein vielfach gebrochenes Spiegelbild sichtbar, dessen Konstellationen sich in Abhängigkeit von der Position des Betrachters radikal verschieben. Ein gesicherter Standpunkt ist nicht zu gewinnen. (Reinhard Buskies)

SPIN, 2010

Die Videoinstallation „Spin“ (Foto oben) beginnt mit einer Bildfolge sich drehender Gänge, in denen man nur für kurze Augenblicke zwei sich bewegende Gestalten erkennen kann. Allerdings ist die Bewegung für unser Gehirn zu schnell um tatsächlich Details wahrnehmen zu können. Daran anschließend erscheint ein kurzer Ausschnitt der identischen Bildfolge, dieses mal jedoch in extremer Zeitdehnung, so als wäre ein imaginierter Betrachter entschlossen, ein ganz bestimmtes Detail des dokumentierten Vorganges auf keinen Fall zu verpassen. Diese Installation ist an einen Versuchsaufbau angelehnt, der in der Kognitionsforschung verwendet wird. Bei diesem Experiment wird die Lernfähigkeit der Versuchstiere erforscht. Das Maze (ein verwinkelter Versuchsaufbau) besteht aus 8 Armen. Am Ende nur eines Ganges befindet sich eine Belohnung. Je schneller diese gefunden wird, um so besser wird die individuelle Leistung des Tieres bewertet. Die zwei Figuren in Lüers Projektion gelangen nie in die Nähe des Betrachters, sprich in die Nähe des Ausgangs. Die Drehbewegung fragmentiert ihre Bewegungen, die immer wieder abgeschnitten und doch wiederholt werden, und so gerinnt das Experiment zum Abbild einer beunruhigenden Laterna magica.

Siehe auch: www.thomaslueer.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WDR3-Beitrag vom 5.7.2017 zur Ausstellung
Der Radiobeitrag WDR5 Scala von Thomas Frank ist in unserer Medienbibliothek – Tonbeiträge 2017 zu finden.

Norbert Schwontkowski wurde 1949 in Bremen geboren. Er studierte an der Hochschule für Künste in Bremen. Er erhielt Lehraufträge in Bremen und Greifswald sowie eine Gastprofessur in Braunschweig. 2005 folgte eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 2013 starb Norbert Schwontkowski in Bremen.
Die große malerische Qualität seiner Bilder, verbunden mit einem subtilen Sinn für Humor zeichnet das malerische Oeuvre des Künstlers aus. Seine Farbgründe sind in vielen Schichten übereinanderliegend durchgearbeitet. Sie bilden den Bühnenraum für die Geschichten, die sich jedoch den Deutungen und dem raschen Zugriff entziehen. Der Betrachter wird allein gelassen mit den stillen und melancholischen Welten. Surreale Geschichten, die mit historischen, religiösen oder auch alltäglichen Bezügen spielen aber beim Betrachter mehr Zweifel als Sicherheit hinterlassen.
Norbert  Schwontkowskis Werk ist  „durchdrungen von einer stillen, surrealen Spiritualität, wie sie die deutsche Romantik heraufbeschwor. Ihr fügte er allerdings einen subtilen Witz hinzu, der auch ihn selbst zu einem amüsierten Melancholiker machte – mit schwarzer Hornbrille, gerne Schal und obligatorischer Zigarette wirkte er immer ein wenig wie aus dem Paris der 50er-Jahre herausgefallen“. (Zitat: Monopol, 17.6.2013)

Die Ausstellung umfasst Arbeiten aus allen Werkphasen des Künstlers, beginnend mit einem frühen Werk aus dem Jahr dem Jahr 1985 bis hin zu den letzten Bildern, die Schwontkowski kurz vor seinem Tod fertig stellte. Sämtliche Werke stammen aus einer süddeutschen Privatsammlung und sind in dieser Zusammenstellung noch nicht gezeigt worden.

Der Titel der Ausstellung spielt an auf die Bezeichnung eines Gemäldes aus dem Jahr 1994. Es zeigt vor fahl-grauem Grund eine Achterbahn, ein fragiles Gerüst auf dem die Bahn ihre endlosen Runden dreht. Das Bild ist charakteristisch für die Weise, in der es Schwontkowski immer wieder gelingt, Metaphern für die existenziellen Fragen des Lebens zu finden.