23. November 2014 – 22. Februar 2015
Der Maler im Wald von Fontainebleau

Charles Emile Jacque oftmals als Tiermaler bezeichnet, weist bei genauerer Betrachtung ein umfangreiches Themengebiet in seinen Arbeiten auf, von denen die Tierdarstellungen sicherlich eine große, nicht aber die einzige Facette seiner Arbeiten sind. Tatsächlich arbeitete er zunächst über einige Jahre in Paris als Illustrator von Büchern und Zeitschriften. Dabei karikierte er für Le Charivari und La Caricature oder widmete sich historischen Texten. Neben diesen graphischen Tätigkeiten schuf er auch einige Ölgemälde, die Masse seines Oeuvres jedoch sind Druckwerke. Verschiedene Drucktechniken probierte er aus, erarbeitete überwiegend Radierungen und veränderte mitunter mehrfach die Platte, so dass sich zum Teil deutlich Unterschiede in dem jeweiligen Blatt finden lassen.

Die allermeisten dieser Werke schuf er inspiriert durch sein Leben in Barbizon. Dort ging er in den Wald, zum Fluss oder beobachtet die Leute des Ortes und ihr tägliches Leben. Er sah zu, wie sie die Ernte einholten oder bei ihren Herden wache hielten. Trotz dieser zum Teil arkadisch anmutenden Szenen, blieb er in seiner Darstellung jedoch stets realitätsnah.

Seine Arbeiten vertrieb er zunächst überwiegend in Paris und brachte die Atmosphäre aus Barbizon in die Großstadt Paris.

Schon einige Jahrzehnte bevor sich die Impressionisten dem flüchtigen Spiel von Licht und Farbe widmeten, fuhren die ersten Künstler hinaus aufs Land, um dort in der Landschaft zu skizzieren. Etwa 80 km von Paris entfernt im Wald von Fontainebleau im kleinen Ort Barbizon ließen sie sich nieder und beobachteten, was die Natur und Umgebung ihnen als Motiv bieten konnten. Aber sie betrachteten nicht nur, sondern arbeiteten direkt in der Natur und fingen die Veränderungen des Lichtes in ihren Werken ein. Sie arbeiteten “en plein air“ um die Schönheit und Unberührtheit der Natur in ihren Arbeiten zu bannen. Licht- und Schattenspiele auf Waldlichtungen waren hierbei ebenso willkommen wie Dämmerungen oder gar Gewitterszenen. Neben der Natur als Hauptakteur vieler Arbeiten widmeten sie sich ebenso dem alltäglichen Leben der dort lebenden Bevölkerung. Sie zeigen in den Werken in realistischer Weise das harte und oftmals karge Leben.

Diese Flucht aufs Land, raus aus Paris war nicht zuletzt durch die Industrialisierung erst möglich geworden, denn es war eine neue Eisenbahnlinie von Paris nach Fontainebleau gebaut worden. Das Interesse der Pariser an einem unberührten Stückchen Natur war geweckt. So interessierten sich nicht nur immer mehr Hauptstädter für diese ursprüngliche Landschaft, sondern auch mehr und mehr Künstler, die in die Region kamen. Es wurde der Begriff „Ecole de Barbizon“ geprägt, wenngleich es sich eher um eine lose Künstlergemeinschaft handelte, deren Gemeinsamkeit eine Ablehnung der in ihren Augen zu strengen akademischen Malweise war.

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Dong-Yeon Kim, Ausstellungsansicht, Copyright Museum GochDie Häuser, die wir mit Dong-Yeon Kim betreten, sind menschenleer. Aus den Fenstern wehen die Gardinen, die Scheiben zerstört und auch sonst erinnert das ganze Gebäude an die Bilder, die wir aus Kriegsgebieten oder anderen sozialen Brennpunkten dieser Erde kennen. Nichts haben die Häuser von den spiegelnden Fassaden und Glasfronten unserer Großstädte und immer weiter in denn Himmel strebenden Türmen.
Und dennoch, trotz ihrer desolaten äußeren wie inneren Form haben die Häuser des Dong-Yeon Kim ihre Ordnung, ihre feste Architektur, stehen aufrecht und strecken sich zur Decke, wie ihre großen und realen Vorbilder. Doch der erste Eindruck trügt. Die Gebäude besitzen keinen Eingang, sie sind unbewohnt, haben keinerlei Innenleben und werden auf diese Weise zu Objekten, mehr zum Zeichen für etwas als zum Abbild einer Realität. Die Bilder, die der koreanische Künstler in uns abruft sind längst gespeichert in unseren Köpfen und täglich kommen neue Varianten der immer gleichen städtischen Zerstörung hinzu.
Für das Museum Goch konzipierte Kim 2005 nun erstmals eine begehbare Stadt. Zum ersten Mal innerhalb seines Ouevres wird der Besucher Teil eines großen Ganzen, zum ersten Mal ist er inmitten der Häuser, denen wir teils überlebensgroß gegenüber stehen. Hier wird der Besucher zum Voyeur. Er sucht den Blick in die Fenster, er sucht ein Gegenüber in diesen zerstörten Gebäuden, bleibt aber mit sich, seinen Gedanken und seinen Bildern allein.
Die Einsamkeit ist es auch, die charakteristisch für Dong-Yeon Kims Arbeiten ist. Es ist die Einsamkeit angesichts der Bilder, mit denen der Künstler spielt. Dem überwältigenden Eindruck seiner Gocher Installation folgt schnell das Nachdenken über die Verletzlichkeit unserer Umwelt, unserer Städte, unseres ganz privaten Lebensbereichs. Die Ambivalenz der glitzernden Fassadenwelt ist uns nicht erst seit der Zerstörung der Zwillingstürme in New York vor Augen. Die Berichte von kriegszerstörten Gebieten, die Zerstörung des Privaten, des ganz persönlichen Ortes, wie der eigenen Wohnung und Hauses, sie endet nicht und ist nicht nur von Menschen gemacht.
Dong-Yeon Kim setzt mit diesen Gedanken ein Zeichen. Seine Objekte sind isolierte, aus der realen Stadtwelt entnommene Zeichen unserer Kultur. Mit dem Begriff der „Heiligen Stadt“, wie Kim diesen Ausstellungszyklus bezeichnet, spielt er in gleicher Weise mit den Bildern unseres kulturellen Erbes und mit der Realität, die uns täglich die Verletzlichkeit dieses Erbes vor Augen führt.

2009
Zur Installation des Künstlers ist ein informatives und reich bebildertes Heft erschienen.
Wir danken Dong-Yeon Kim, der diese Arbeit dem Museum Goch geschenkt hat.

In einem Raum der ständigen Sammlung inszeniert der südkoreanische Künstler Dong-Yeon Kim seine Arbeit Die Rauminstallaion wurde zum ersten Mal in der Galerie Hakgojae in Seoul 2009 gezeigt.
Nun wird Sie vom Künstler selbst in den Kontext der Museumssammlung gestellt.
In der Arbeit „Working Time“ aus dem Jahr 2009 spielen kleine aus Keramik gearbeitete Kunstfiguren eine wichtige Rolle. Die kleinen „Snowster“, eine Mischung aus Monster und Schneebällen entführen den Besucher in eine Traumwelt. Einer surrealen Inszenierung ähnlich, bevölkern sie aus einem Zwischenbereich zweier Steinwände kommend, den Fußboden des Museumsraumes. Sie umkreisen eine Kinderpuppe, die verletzt am Boden liegt.
Mit dem Begriff „Beautiful Fear“ bezeichnet der Künstler eine Ambivalenz, die unmittelbar spürbar wird. „Das Metaphorische ist augenblicklich evident“, so Thomas Hirsch und so öffnet sich dem Besucher ein weites Feld aus Faszination und Unbehagen.

Im Museum Goch war Dong-Yeon Kim bereits 2005 mit seiner Ausstellung holy city vertreten. Wir freuen uns mit dieser Präsentation in unserer Sammlung den künstlerischen Weg des Künstler weiter darstellen zu können. Dabei wird deutlich, dass in dem Motiv der Miniaturisierung von Alltäglichem und im Spiel mit Proportionen und Größenverhältnissen ein roter Faden im Oeuvre des südkoreanischen Bildhauers zu beobachten ist. Auch für unsere ständige Sammlung ist die Einlassung der Künstler eine Herausforderung, wird sie doch immer wieder in einen neunen Kontext und Sinnzusammenhang gestellt. Die Kunstwerke der Sammlung dienen dabei keineswegs nur als Folie, sondern werden zu aktiven Partnern in diesem visuellen und intellektuellen Spiel. Aus diesem Grund laden wir immer wieder Künstlerinnen und Künstler ein, sich diesem Dialog mit temporären Eingriffen in unsere Sammlung zu stellen.