Dong-Yeon Kim, Ausstellungsansicht, Copyright Museum GochDie Häuser, die wir mit Dong-Yeon Kim betreten, sind menschenleer. Aus den Fenstern wehen die Gardinen, die Scheiben zerstört und auch sonst erinnert das ganze Gebäude an die Bilder, die wir aus Kriegsgebieten oder anderen sozialen Brennpunkten dieser Erde kennen. Nichts haben die Häuser von den spiegelnden Fassaden und Glasfronten unserer Großstädte und immer weiter in denn Himmel strebenden Türmen.
Und dennoch, trotz ihrer desolaten äußeren wie inneren Form haben die Häuser des Dong-Yeon Kim ihre Ordnung, ihre feste Architektur, stehen aufrecht und strecken sich zur Decke, wie ihre großen und realen Vorbilder. Doch der erste Eindruck trügt. Die Gebäude besitzen keinen Eingang, sie sind unbewohnt, haben keinerlei Innenleben und werden auf diese Weise zu Objekten, mehr zum Zeichen für etwas als zum Abbild einer Realität. Die Bilder, die der koreanische Künstler in uns abruft sind längst gespeichert in unseren Köpfen und täglich kommen neue Varianten der immer gleichen städtischen Zerstörung hinzu.
Für das Museum Goch konzipierte Kim 2005 nun erstmals eine begehbare Stadt. Zum ersten Mal innerhalb seines Ouevres wird der Besucher Teil eines großen Ganzen, zum ersten Mal ist er inmitten der Häuser, denen wir teils überlebensgroß gegenüber stehen. Hier wird der Besucher zum Voyeur. Er sucht den Blick in die Fenster, er sucht ein Gegenüber in diesen zerstörten Gebäuden, bleibt aber mit sich, seinen Gedanken und seinen Bildern allein.
Die Einsamkeit ist es auch, die charakteristisch für Dong-Yeon Kims Arbeiten ist. Es ist die Einsamkeit angesichts der Bilder, mit denen der Künstler spielt. Dem überwältigenden Eindruck seiner Gocher Installation folgt schnell das Nachdenken über die Verletzlichkeit unserer Umwelt, unserer Städte, unseres ganz privaten Lebensbereichs. Die Ambivalenz der glitzernden Fassadenwelt ist uns nicht erst seit der Zerstörung der Zwillingstürme in New York vor Augen. Die Berichte von kriegszerstörten Gebieten, die Zerstörung des Privaten, des ganz persönlichen Ortes, wie der eigenen Wohnung und Hauses, sie endet nicht und ist nicht nur von Menschen gemacht.
Dong-Yeon Kim setzt mit diesen Gedanken ein Zeichen. Seine Objekte sind isolierte, aus der realen Stadtwelt entnommene Zeichen unserer Kultur. Mit dem Begriff der „Heiligen Stadt“, wie Kim diesen Ausstellungszyklus bezeichnet, spielt er in gleicher Weise mit den Bildern unseres kulturellen Erbes und mit der Realität, die uns täglich die Verletzlichkeit dieses Erbes vor Augen führt.

2009
Zur Installation des Künstlers ist ein informatives und reich bebildertes Heft erschienen.
Wir danken Dong-Yeon Kim, der diese Arbeit dem Museum Goch geschenkt hat.

In einem Raum der ständigen Sammlung inszeniert der südkoreanische Künstler Dong-Yeon Kim seine Arbeit Die Rauminstallaion wurde zum ersten Mal in der Galerie Hakgojae in Seoul 2009 gezeigt.
Nun wird Sie vom Künstler selbst in den Kontext der Museumssammlung gestellt.
In der Arbeit „Working Time“ aus dem Jahr 2009 spielen kleine aus Keramik gearbeitete Kunstfiguren eine wichtige Rolle. Die kleinen „Snowster“, eine Mischung aus Monster und Schneebällen entführen den Besucher in eine Traumwelt. Einer surrealen Inszenierung ähnlich, bevölkern sie aus einem Zwischenbereich zweier Steinwände kommend, den Fußboden des Museumsraumes. Sie umkreisen eine Kinderpuppe, die verletzt am Boden liegt.
Mit dem Begriff „Beautiful Fear“ bezeichnet der Künstler eine Ambivalenz, die unmittelbar spürbar wird. „Das Metaphorische ist augenblicklich evident“, so Thomas Hirsch und so öffnet sich dem Besucher ein weites Feld aus Faszination und Unbehagen.

Im Museum Goch war Dong-Yeon Kim bereits 2005 mit seiner Ausstellung holy city vertreten. Wir freuen uns mit dieser Präsentation in unserer Sammlung den künstlerischen Weg des Künstler weiter darstellen zu können. Dabei wird deutlich, dass in dem Motiv der Miniaturisierung von Alltäglichem und im Spiel mit Proportionen und Größenverhältnissen ein roter Faden im Oeuvre des südkoreanischen Bildhauers zu beobachten ist. Auch für unsere ständige Sammlung ist die Einlassung der Künstler eine Herausforderung, wird sie doch immer wieder in einen neunen Kontext und Sinnzusammenhang gestellt. Die Kunstwerke der Sammlung dienen dabei keineswegs nur als Folie, sondern werden zu aktiven Partnern in diesem visuellen und intellektuellen Spiel. Aus diesem Grund laden wir immer wieder Künstlerinnen und Künstler ein, sich diesem Dialog mit temporären Eingriffen in unsere Sammlung zu stellen.

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