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Die Ausstellung stellte exemplarisch das Werk des Leipziger Fotografen Steffen Jung­hans vor. Im Mittelpunkt standen seine bislang wichtigsten Werkgruppen „Einrich­ten“, „Moderne Werkstätten“ und „Kapitulation“, die einen konzentrierten Einblick in sein bildnerisches Denken bieten. Ausgehend von den aktuellen Arbeiten machte die Ausstellung die Vielfalt und die Besonderheit in der Entwicklung seiner visuellen Ideen deutlich.
Steffen Junghans hat – gerade auch in Zeiten digitaler Fotografie – ein zeitgemäßes traditionelles Fotografieverständnis. Er versteht sich als analog operierender Licht­bildner, der Phänomene vor der Kamera sucht und inszeniert, um sie zu einem Bild zu verdichten. Dabei ist er weniger Dokumentarist als Essayist. So wie die Einzelbil­der in ihrer luziden Präzision weitaus mehr als ein bloßes Abbild sind, verdeutlichen die einzelnen Serien und Bilderreihen komplexe Diskurse zu verschiedenen Themen­feldern.
„Einrichten“ (2001) zeigt verschiedene Räume der Universität Leipzig und unter­sucht durch Motiv und Komposition die Tradition wie Perspektive wissenschaftlicher Modelle und deren Verhältnis zum Menschen. „Moderne Werkstätten“ (2004) hin­gegen entstand in verschiedenen Laboratorien der Reproduktionsbiologie. Die Auf­nahmen sind einerseits Zeugnis der Räume und  Materialisationen einer reprodukti­ven Biologie, andererseits diskutieren sie durch ihre Inszenierung die Ideen und Fragwürdigkeit einer solchen technologischen Gestaltung.
Mit der aktuellen Werkgruppe „Kapitulation“ (2006) wird die deutliche Stringenz und gleichzeitige Offenheit der Denk- und Sichtweise von Steffen Junghans deut­lich. Weniger dokumentierend und kommentierend, ist hier die Inszenierung und Gestaltung durch den Autor offensichtlich bildkonstituierendes Element. Die Serie geht von Fragen nach der Selbstbestimmung des Individuums aus und führt durch Konstruktion und Reihung der Fotografien zu einer Diskussion über die Verände­rungen kultureller Definitionen und Bedeutungen. Auf diese Weise lotet Steffen Junghans die Möglichkeiten der Fotografie auf eigenständige und neue Weise als bildgenerierendes Medium einer Wirklichkeitsabbildung und gleichzeitigen Reflek­tion aus.