Jörg Ahrnt, 1965 in Darmstadt geboren, bewegt sich seit vielen Jahren zwischen Deutschland und dem Iran.
Durch seine zahlreichen Reisen und längere Aufenthalte im Iran sind seine Arbeiten sowohl geprägt von der persischen Kultur als auch von der Gegenwart des Landes. Im Museum Goch zeigt Ahrnt nun unter dem Titel „Wie strömendes Wasser“ Zeichnungen sowie Fotografien der letzten Jahre. Das Wasser ist dabei das durchgängige Motiv dieser Arbeiten.
Bei seinen Recherchen fand Ahrnt in der Berliner Staatsbibliothek eine persische Miniaturmalerei des 14. Jahrhunderts. Die fein aquarellierte Zeichnung einer Flusslandschaft ist von großer Ausdruckskraft. Formal zeigt das Blatt die große Affinität zum Ornament, ohne die Gegenständlichkeit aufzugeben, wie sie sich in zahlreichen Miniaturen der Zeit wiederfindet. Jörg Ahrnt paraphrasiert dieses Original in seinen Zeichnungen und überträgt die ornamentale Schilderung in seine künstlerische Sprache. Dabei verzichtet er gänzlich auf die gegenständliche Einbindung und überzieht seine Blätter mit einer wellenförmigen Bewegung, die sich endlos, als „all over“ Struktur auch über das Blatt hinaus denken lässt. Diese großformatigen Zeichnungen hängen auf eigens konstruierten Holzgestellen, die den Bildern in der Ausstellung eine autonome Präsenz im Raum verleihen.
Korrospondierend zu diesen zentralen Arbeiten, begleiten weitere Einzelblätter die Präsentation. Auch losgelöst vom bildnerischen Impuls der spätmittelalterlichen Zeichnungen nimmt der Betrachter das fließende Element des Wasser wahr. Der geradezu monotonen formalen Bildstruktur steht die fein ausbalancierte Farbpalette gegenüber, die zu einer vibrierenden Oberfläche führt. Der zarten zeichnerischen Umsetzung stehen die Fotografien zur Seite. Sie führen den Betrachter in die Welt des heutigen Irans. Die Fotografien aus den Jahren 2005 bis 2009 spiegeln den Gegensatz, der archaischen, landwirtschaftlich geprägten Kultur auf der einen und dem „wuchtigen Einbruch der Moderne“ (Martina Weinhart) auf der anderen Seite wider.
Die Ausstellung lebt aus dieser Überlagerung von aktueller Situation und zeichnerischen Umsetzung einer traditionellen Bildidee. Das Wasser als existenziellem Lebenselement wird zum Symbol des Wandels einer Kultur, die der Künstler in einer sensiblen Begegnung sichtbar werden lässt. Der heutige Umgang mit dem Wasser ist dabei vielfach geprägt von einer radikalen Inbesitznahme durch mächtige politische Interessen. Das Austrocknen ganzer Flussläufe und die damit verbundene Veränderung von Landschaften ist ein Phänomen im heutigen Iran. So verschwinden die Urlandschaften, die in der frühen Miniaturmalerei noch dargestellt werden und zeigen eine Kultur im Umbruch.